Nikola Tesla (Ethan Hawke), der Einwanderer aus dem Habsburgerreich, sucht seinen Platz in den USA.
"Tesla" ist das zweite Biopic über den genialen Erfinder, das binnen weniger Wochen in die deutschen Kinos kommt.

Tesla

KINOSTART: 20.08.2020 • Drama • USA (2020) • 104 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Tesla
Produktionsdatum
2020
Produktionsland
USA
Budget
5.000.000 USD
Einspielergebnis
459.051 USD
Laufzeit
104 Minuten
Music

Filmkritik

Der Mann, nicht das Auto
Von Sven Hauberg

Nach dem Biopic "Edison" ist "Tesla" der nächste Film, der von einem genialen Erfinder und vom Stromkrieg des 19. Jahrhunderts erzählt. Der Film mit Ethan Hawke in der Hauptrolle macht aber alles anders als "Edison" – gut so.

"Hallo. Hollywood?", möchte man über den Atlantik rufen: Sprecht ihr euch denn gar nicht ab? Vor drei Jahren erst feierte das Biopic "Edison" Premiere, ein starbesetzter Film über den genialen Erfinder Thomas Edison und über dessen beide Konkurrenten Nikola Tesla und George Westinghouse. Aufgrund juristischer Schwierigkeiten lief der Film hierzulande erst vor wenigen Wochen an. Und schon folgt (in Deutschland beim selben Verleih) der nächste Film zum gleichen Thema: "Tesla".

Beide Geschichten erzählen vom sogenannten Stromkrieg, der Ende des 19. Jahrhunderts in Amerika ausgetragen wurde. Es ging damals, kurz gesagt, um die Frage, ob das Land mittels Gleich- oder Wechselspannung mit Elektrizität versorgt werden sollte. Nicht unbedingt ein spannendes Thema, dieser erste Formatkrieg der Weltgeschichte. In "Edison" erzählte Regisseur Alfonso Gomez-Rejon dieses Stück Technikhistorie mit Stars wie Benedict Cumberbatch und Michael Shannon denn auch als drögen Wikipedia-Artikel und hangelte sich von chronologisch von Ereignis zu Ereignis.

Dass Regisseur Michael Almereyda in "Tesla" alles anders machen will, merkt man in fast jeder Einstellung. Er habe sich unter anderem die Filme von Derek Jarman zum Vorbild genommen, lässt der US-amerikanische Regisseur wissen. Jarman hatte in seinem Caravaggio-Biopic den Barockmaler des 16. Jahrhunderts einst in einer mit elektrischem Licht beleuchteten Bar über das Leben sinnieren lassen. In "Tesla" sieht man nun Thomas Edison (Kyle MacLachlan), geboren 1847, gestorben 1931, mit einem Smartphone spielen. Und ganz zum Schluss des Films steht sein Zeitgenosse Nikola Tesla (Ethan Hawke) vor einer Fototapete und singt "Everybody Wants To Rule The World" von Tears for Fears.

Dass es dem Film nicht um historische Genauigkeit geht, wird immer auch dann klar, wenn er eine kurze Episode aus Teslas Leben erzählt, nur um wenig später klarzustellen, dass sich das Ganze wohl ganz anders zugetragen hat. Dazu lässt der Film Anne Morgan (Eve Hewson), die Tochter von Teslas vielleicht wichtigstem Investor, dem Banker J. P. Morgan, immer wieder Fakten einwerfen. Da sieht man Anne dann vor einem Computer sitzen, sie googelt, wirft Infos und Fotos per Beamer auf eine Leinwand, wendet sich direkt an den Zuschauer. Eine Methode, die freilich mehr verwirrt als erhellt. Allerdings wird aus "Tesla" so auch mehr als ein bloßes Historienstück: ein buntes, schillerndes Kaleidoskop einer Epoche und eines Landes im Umbruch.

"Tesla" beginnt im Jahr 1884. Nikola Tesla, Einwanderer aus dem Habsburgerreich, arbeitet in den USA für den bereits schwerhörigen Thomas Edison. Edison ist ein Egomane, der seine Mitarbeiter mit 15 Dollar Gehalt pro Woche abspeist. "Nichts wächst im Schatten einer Eiche", stellt Tesla bald fest. Zumal Edison ihm immer wieder um die Ohren haut, dass sein geliebter Wechselstrom keine Zukunft habe. Tesla sieht das vollkommen anders. Wechselspannung, sagt er, werde die Menschheit befreien. Beweisen will er das mit einem revolutionären Motor, für den er Investoren sucht. Und mit einem Turm, der Strom durch die Erde hindurch Tausende Kilometer weit transportieren kann. Doch mit seiner Weitsicht steht er weitgehend alleine da.

Ethan Hawke, der mit Regisseur Michael Almereyda vor 20 Jahren Shakespeares "Hamlet" ins New York der Gegenwart verlegt hatte, spielt Nikola Tesla als besessenen, manischen Erfinder. Auch ihm geht es nicht um historische Genauigkeit, sondern wohl vor allem um Mythenbildung. Tesla, der in einem kleinen Dorf im heutigen Kroatien geboren wurde, hat die Menschen schon zu Lebzeiten fasziniert mit seinen visionären Erfindungen, die ihrer Zeit immer weit voraus zu sein schienen. Heute gilt sein Name, in Gestalt einer amerikanischen Autofirma, erneut als Zukunftsversprechen. Und heute wie damals, das macht der Film deutlich, liegt zwischen Genie und Wahnsinn nur ein sehr schmaler Grat. Elon Musk zumindest dürfte an "Tesla" – dem Film – seine Freude haben.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Darsteller

Ethan Hawke hat 1996 seinen ersten Roman veröffentlicht.
Ethan Hawke
Lesermeinung
Kyle MacLachlan
Lesermeinung

Neu im kino

Die Herrlichkeit des Lebens
Drama • 2024
Miller's Girl
Erotikthriller • 2024
prisma-Redaktion
Kung Fu Panda 4
Animationsfilm • 2024
prisma-Redaktion
Maria Montessori
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Wunderland – Vom Kindheitstraum zum Welterfolg
Dokumentarfilm • 2024
prisma-Redaktion
Drive-Away Dolls
Krimi • 2024
prisma-Redaktion
The Zone of Interest
Drama • 2023
Wir waren Kumpel
Dokumentarfilm • 2024
prisma-Redaktion
Welchen Weg soll er beschreiten? Paul Atreides (Timothée Chalamet), der Protagonist in "Dune: Part Two", wird abermals von Zweifeln befallen.
Dune: Part Two
Science-Fiction • 2024
prisma-Redaktion
Lisa Frankenstein
Liebesfilm • 2024
Good Boy
Horrorfilm • 2022
Spuk unterm Riesenrad
Abenteuerfilm • 2024
Madame Web
Actionfilm • 2024
prisma-Redaktion
Bob Marley: One Love
Musik • 2024
prisma-Redaktion
Geliebte Köchin
Liebesfilm • 2023
prisma-Redaktion
All of Us Strangers
Liebesdrama • 2023
prisma-Redaktion
Die Farbe Lila
Drama • 2023
prisma-Redaktion
A Great Place to Call Home
Sciencefiction-Komödie • 2023
prisma-Redaktion
Argylle
Komödie • 2024
prisma-Redaktion
Eine Million Minuten
Drama • 2024
Home Sweet Home – Wo das Böse wohnt
Horror • 2024
Weihnachten kann kommen! Oder etwa nicht? Angus Tully (Dominic Sessa, links), Paul Hunham (Paul Giamatti, Mitte) und Mary Lamb (Da'Vine Joy Randolph) müssen sich zusammenraufen.
The Holdovers
Komödie • 2023
Das Erwachen der Jägerin
Drama • 2023
Wo die Lüge hinfällt
Komödie • 2023
prisma-Redaktion
Poor Things
Sciencefiction-Komödie • 2023
prisma-Redaktion
Baby to go
Komödie • 2023
prisma-Redaktion
15 Jahre
Drama • 2024
prisma-Redaktion
The Beekeeper
Action • 2024
prisma-Redaktion
Next Goal Wins
Komödie • 2023
prisma-Redaktion
Der Junge und der Reiher
Animationsfilm • 2023

BELIEBTE STARS