Die Polizistin Erin Bell (Nicole Kidman) ist nur noch ein Schatten ihrer selbst.
In "Destroyer" liefert Nicole Kidman eine beeindruckende One-Man-Show ab.

Destroyer

KINOSTART: 14.03.2019 • Thriller • US (2018) • 122 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Destroyer
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
US
Budget
9.000.000 USD
Laufzeit
122 Minuten
Regie

Filmkritik

Mach kaputt, was dich kaputt macht!
Von Sven Hauberg

So fertig hat man Nicole Kidman noch nie gesehen: In "Destroyer" begibt sich die 51-Jährige auf Rachefeldzug – und zeigt dabei große Schauspielkunst.

Mut zur Hässlichkeit zahlt sich aus in Hollywood. Zumindest dann, wenn es um Preise geht. Charlize Theron etwa gewann einst den Oscar für ihre Verwandlung in eine aufgedunsene Serienmörderin in "Monster", Christian Bale stand mit Dick-Cheney-Plauze zuletzt immerhin auf der Nominierungsliste. Schon allein deshalb wäre Nicole Kidmans Auftritt in "Destroyer" preisverdächtig: Die 51-Jährige spielt eine abgehalfterte Polizistin mit dunklen Augenringen und eingefallenem Gesicht, ein menschliches Wrack, dem seine düstere Vergangenheit tief in jede Falte eingeschrieben ist. Tatsächlich aber bräuchte Kidman all die Maskerade wohl gar nicht – so intensiv hat die Schauspielerin auf der Leinwand selten gelitten.

"Destroyer" beginnt zunächst ein wenig wie ein deutscher Sonntagskrimi. Da wankt Polizistin Erin Bell (Nicole Kidman), sichtlich angetrunken, zu einem Tatort. In einem Überlaufkanal wurde eine männliche Leiche entdeckt, niedergestreckt mit mehreren Schüssen. Doch statt zu ermitteln, was geschehen ist, beginnen erstmal die Streitereien – Bell sei gar nicht zuständig, raunzen die Kollegen. "Was, wenn ich weiß, wer das getan hat", murmelt sie zurück und verschwindet.

Neben der Leiche finden die Ermittler blau eingefärbte Geldscheine, die offenbar bei einem Bankraub mit Farbe markiert worden waren. "Silas ist wieder da", gibt sich Bell überzeugt, zumal auch auf ihrem Schreibtisch Teile der einstigen Beute landen. Wer dieser Silas ist, der vermeintliche Mörder, dröselt Regisseurin Karyn Kusama ("Æon Flux") in vielen Rückblenden auf. Da sieht man, wie Bell – noch jung und schön und unerfahren – einst zusammen mit ihrem Kollegen Chris (Sebastian Stan) undercover in eine Gang eingeschleust wurde. Und man ahnt bald, dass der Einsatz in einer Katastrophe endete.

Aufklärung nicht auf dem Niveau der Ouvertüre

Durchaus spannend steuert "Destroyer" auf eben jenen Moment zu, der Polizistin Bell so verstört und traumatisiert zurückgelassen hat, der sie zur Alkoholikerin werden ließ. Doch das, was dann kommt, erfüllt die zuvor lange aufgebauten Erwartungen kaum. "Die Aufklärung ist nicht auf dem Niveau der Ouvertüre", hat Alfred Hitchcock das Problem einmal beschrieben, als er über einen Film sprach, den er genau deswegen gar nicht erst drehen wollte. Zwar wartet Regisseurin Kusama kurz vor Schluss noch mit einer durchaus überraschenden Wendung auf. Aber auch dieser Twist rechtfertigt all die zweistündige Dramatik nur in Ansätzen.

"Destroyer" ist vor allem dann ein guter Film, wenn man ihn als Psychogramm einer gebrochenen Frau sieht. Polizistin Bell wirkt so, als habe man sie in ihre Einzelteile zerlegt und dann wieder falsch zusammengebaut. Als Mutter einer 16-jährigen Tochter (Jade Pettyjohn) ist sie völlig gescheitert, ihre Ehe ist nur mehr eine Erinnerung an die Zeit davor – vor eben jenem Silas und jenem Undercover-Einsatz. Mit dem Mut der Verzweiflung kämpft sie für ein bisschen Hoffnung, wohl wissend, dass auch Rache nichts ungeschehen machen kann.

Nicole Kidman spielt diese Frau ohne Angst vor der großen Geste. Viel dunkle Schminke, hängender Schlurfang, Verzweiflung im Blick – Polizistin Erin hätte leicht zur Karikatur werden können. Kidman aber gibt ihr eine tief sitzende Traurigkeit und damit auch eine Ernsthaftigkeit, die sie über alle Zweifel erhaben macht.

Wie wandelbar Kidman ist, kann man derzeit im Kino in gleich zwei weiteren Filmen erleben: Im Drama "Der verlorene Sohn" spielt sie eine Mutter mit hochtoupierten Haaren, die erstmals in ihrem Leben eigene Entscheidungen trifft, und in "Mein Bester & Ich" die gestrenge Assistentin eines querschnittsgelähmten Millionärs. "Destroyer" mag kein Film sein, den man lange im Gedächtnis behält – Nicole Kidman aber geht einem so schnell nicht wieder aus dem Kopf.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Darsteller

Die US-amerikanisch-australische Schauspielerin und Filmproduzentin Nicole Mary Kidman ist am 20. Juni 1967 in Honolulu, Hawaii geboren worden.
Nicole Kidman
Lesermeinung

Neu im kino

Die Herrlichkeit des Lebens
Drama • 2024
Miller's Girl
Erotikthriller • 2024
prisma-Redaktion
Kung Fu Panda 4
Animationsfilm • 2024
prisma-Redaktion
Maria Montessori
Drama • 2024
prisma-Redaktion
Wunderland – Vom Kindheitstraum zum Welterfolg
Dokumentarfilm • 2024
prisma-Redaktion
Drive-Away Dolls
Krimi • 2024
prisma-Redaktion
The Zone of Interest
Drama • 2023
Wir waren Kumpel
Dokumentarfilm • 2024
prisma-Redaktion
Welchen Weg soll er beschreiten? Paul Atreides (Timothée Chalamet), der Protagonist in "Dune: Part Two", wird abermals von Zweifeln befallen.
Dune: Part Two
Science-Fiction • 2024
prisma-Redaktion
Lisa Frankenstein
Liebesfilm • 2024
Good Boy
Horrorfilm • 2022
Spuk unterm Riesenrad
Abenteuerfilm • 2024
Madame Web
Actionfilm • 2024
prisma-Redaktion
Bob Marley: One Love
Musik • 2024
prisma-Redaktion
Geliebte Köchin
Liebesfilm • 2023
prisma-Redaktion
All of Us Strangers
Liebesdrama • 2023
prisma-Redaktion
Die Farbe Lila
Drama • 2023
prisma-Redaktion
A Great Place to Call Home
Sciencefiction-Komödie • 2023
prisma-Redaktion
Argylle
Komödie • 2024
prisma-Redaktion
Eine Million Minuten
Drama • 2024
Home Sweet Home – Wo das Böse wohnt
Horror • 2024
Weihnachten kann kommen! Oder etwa nicht? Angus Tully (Dominic Sessa, links), Paul Hunham (Paul Giamatti, Mitte) und Mary Lamb (Da'Vine Joy Randolph) müssen sich zusammenraufen.
The Holdovers
Komödie • 2023
Das Erwachen der Jägerin
Drama • 2023
Wo die Lüge hinfällt
Komödie • 2023
prisma-Redaktion
Poor Things
Sciencefiction-Komödie • 2023
prisma-Redaktion
Baby to go
Komödie • 2023
prisma-Redaktion
15 Jahre
Drama • 2024
prisma-Redaktion
The Beekeeper
Action • 2024
prisma-Redaktion
Next Goal Wins
Komödie • 2023
prisma-Redaktion
Der Junge und der Reiher
Animationsfilm • 2023

BELIEBTE STARS