Lionel Macomb (Steve Coogan) gibt dem konservativen Amerika eine Stimme.
In "Hot Air" muss ein rechter Moderator das Herz seiner Nichte gewinnen.

Hot Air

KINOSTART: 05.09.2019 • Drama • USA (2018) • 103 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Hot Air
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
USA
Filmstudio
Spanknyce Films
Laufzeit
103 Minuten
Regie
Kamera

Filmkritik

Ein Rechtspopulist zum Knutschen
von Sven Hauberg

"Hot Air" erzählt von einem erzkonservativen Medienmann und seiner jungen Nichte. Leider nur ein laues Lüftchen.

Wenn Lionel Macomb sein Studio verlässt, dann warten da eine dicke Limousine auf ihn, jubelnde Fans und erbitterte Gegner. Ganz klar: Der Mann ist eine Art Popstar, aber einer, der polarisiert. Fürs deutsche Publikum etwas gewöhnungsbedürftig ist der Job, dem Maccomb nachgeht: Er ist Radiomoderator, gehört also zu jener Spezies Medienmensch, deren Namen hierzulande kaum jemand kennt, die in den USA aber ein Millionenpublikum erreichen – und beeinflussen. Macomb, von Steve Coogan genial gespielt, ist das, was man in den USA konservativ und hierzulande wohl rechtspopulistisch nennen würde, ein frauenverachtender, homophober Lautsprecher, der in seiner Radioshow seinen Hass ins Land schickt und von seinen Anhängern dafür wie ein Messias gefeiert wird. Was für eine Figur also für eine Mediensatire! Frank Coracis Film "Hot Air" allerdings interessiert sich nur am Rande für die große Politik und erzählt stattdessen die klassische Geschichte vom Ekel, das zum Guten bekehrt werden muss.

Filme wie "Der kleine Lord" oder Charles Dickens' Weihnachtsgeschichte standen wohl Pate für diese Erzählung. In "Hot Air" ist es die 16-jährige Nichte des vom Hass zerfressenen Radiomoderators, der das Drehbuch die Rolle der unwiderstehlichen Herzerweicherin zuweist. Tess heißt sie, wird von der sympathischen Taylor Russell ("Lost in Space – Verschollen zwischen fremden Welten") gespielt – und sie ist schwarz. Weil Tess' Mutter einmal mehr auf Entzug ist, schlägt sie unvermittelt in der luxuriösen Penthouse-Wohnung ihres Onkels auf, der sofort alles daran setzt, sie loszuwerden. In Tess aber walten dieselben Gene wie in ihrem Onkel, will heißen: Sie ist schlagfertig, gewitzt und nicht auf den Mund gefallen. So schnell lässt sie sich nicht vor die Türe setzen.

Dabei hat Lionel Macomb, der die US-Flagge stets am Revers trägt, im Moment ganz andere Probleme. Sinkende Einschaltquoten etwa. Denn sein einstiger Schützling, der wunderbar schleimige Gareth Whitley (Skylar Astin), erreicht mit seiner eigenen Radioshow ein noch größeres Publikum als Macomb. Er gewinnt seine Zuhörer nicht mit plumpen Hassbotschaften, sondern kleidet seine rechte Gesinnung in ein christliches, scheinbar zivilisierteres Gewand. Den Wolf, der darunter steckt, erkennt man freilich noch immer. Ausgerechnet Tess, die so liberal tickt wie die meisten 16-Jährigen, soll ihrem Onkel nun helfen, wieder Quotenkönig zu werden.

Frank Coracis reichlich altbacken inszenierter Film ist über weite Strecken überraschend unpolitisch. Und wenn doch, dann kratzt er an der Oberfläche. Klar, "Hot Air" zeigt den tiefen Riss auf, der die USA in zwei Lager teilt. Aber das macht er formelhaft und harmlos; an eine wirkliche Debatte, etwa über die Macht des Wortes und Fake News in Zeiten von Donald Trump, wagt sich der Film nicht. Dafür konzentriert er sich zu sehr auf das Zwischenmenschliche, auf die Beziehung zwischen dem Talker Macomb und seiner Nichte.

Wenn es einen Grund gibt, sich "Hot Air" dennoch anzuschauen, dann ist das Hauptdarsteller Steve Coogan. Er spielt Lionel Macomb so diabolisch, wie man sich einen rechten Moderator vorstellt, aber nie übertrieben böse. Die Rolle des Radiomannes passt Coogan wie angegossen, nicht zuletzt, weil er seit den frühen 90ern für die BBC immer wieder den fiktiven Fernsehmoderator Alan Partridge spielt. Hier passt jede Geste, jeder Blick, sitzt fast jedes Wort. Bisweilen erwischt man sich gar dabei, ihm nickend zuzustimmen, so überzeugend spielt Coogan den Hassprediger. Eine Feel-Good-Komödie ist dafür allerdings die falsche Verpackung.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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