Al Gore überzeugt sich persönlich vor Ort vom Schmelzen der Gletscher.
Al Gore überzeugt sich persönlich vor Ort vom Schmelzen der Gletscher.

Immer noch eine unbequeme Wahrheit - Unsere Zeit läuft

KINOSTART: 07.09.2017 • Dokumentarfilm • USA (2017) • 100 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
An Inconvenient Sequel: Truth to Power
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
USA
Budget
1.000.000 USD
Einspielergebnis
5.398.976 USD
Laufzeit
100 Minuten

Filmkritik

Mit Einfluss gegen Ignoranz
Von Maximilian Haase

Ex-US-Vizepräsident Al Gore kämpft weiter gegen die Klimaerwärmung, die "Immer noch eine unbequeme Wahrheit" ist. "Unsere Zeit läuft" warnt Gore im Sequel zu seiner Doku von 2006.

Von einer Erfolgsgeschichte wagt man angesichts gegenwärtiger Entwicklungen kaum zu sprechen. Und doch: Al Gore, beliebter Vizepräsident unter Clinton und tragischer Wahlverlierer gegen Bush, erreichte mit seiner Warnung vor den Folgen des Klimawandels eine weitreichende Sensibilisierung. Vor elf Jahren klärte der Ex-Politiker, der in der Rettung der Welt seine seine Lebensaufgabe fand, mit einer gefeierten Doku über jene "Unbequeme Wahrheit" auf.

Was sich seither getan hat, zeigt nun die eindrucksvolle Fortsetzung "Immer noch eine unbequeme Wahrheit – Unsere Zeit läuft": die Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens einerseits; andererseits Interessen von Konzernen und Starrköpfen wie Trump. Als filmische One-Man-Show begleitet der Film Oscar- und Friedensnobelpreisträger Gore weiter auf seiner Mission, weltweit Menschen und Unternehmen vom Umdenken zu überzeugen.

Düstere Realität

Selten passiert es, dass ein fertiger Film den realen Begebenheiten angepasst werden muss. Im Fall von Gores aktuellem Klimaschutz-Plädoyer war dieser Schritt unvermeidlich: Der leicht optimistische Tonfall der Dokumentation, die sich vor allem auf die kleinen Fortschritte und den einen gigantischen Schritt des Pariser Klimaabkommens fokussiert, musste der düsteren Realität weichen. Donald Trumps Ankündigung, aus dem Vertrag auszusteigen, machte nicht nur viele Bemühungen von Gore und seinen Mitstreitern, sondern auch die Dramaturgie des Films zunichte.

Denn "Immer noch eine unbequeme Wahrheit" folgt dem Ex-Vizepräsidenten in erster Linie bei seinem jahrelangen ambitionierten Kampf für ein solches Klimaabkommen. Der Weg nach Paris ist für Gore auch vor Trump schon ein steiniger: Statistiken, Illustrationen und wissenschaftliche Erläuterungen zum Klimawandel sind diesmal im Vergleich zum Vorgänger eher rar gesät; die grundsätzliche Aufklärung über Erderwärmung und deren Folgen steht nicht mehr im Zentrum. Wichtiger ist im mitreißenderen Sequel der Kampf gegen Starrsinn und Ignoranz jener, die sich den Fakten verweigern.

Im Mittelpunkt steht dabei immer: Al Gore. Nachdem sich der Friedensnobelpreisträger mit dem ersten Film seinen Status als Klimakämpfer Nr. 1 erarbeitete, gerät er im Nachfolger zum One-Man-Show-Protagonisten. Selbst die informativen Abschnitte zur Wissenschaft zeigen Gore bei Vorträgen, die das wohlgesonnene Publikum gern goutiert. Ansonsten gilt: Gore vor schmelzenden Gletschern, Gore in der US-Provinz, Gore in den Hinterzimmern der Macht. Besonders jene Treffen mit den Staatsoberhäuptern dieser Welt gestalten sich eindrücklich: Wenn sich der einflussreiche Charismatiker vor laufender Kamera mit den mächtigen Entscheidern der Welt triff, ahnt der Zuschauer: Keinem anderen wäre das gestattet worden, schon gar nicht mit Filmteam.

Al Gore kann etwas bewegen

Noch wichtiger gar: Die Doku bestätigt den Eindruck, dass einer wie Al Gore tatsächlich etwas bewegen kann. Hinter den Kulissen des Pariser Abkommens, in dem es 2015 erstmals nicht um leere Worthülsen ging, sondern um konkrete Verpflichtungen wie die Reduktion des Treibhausgas-Ausstoßes bis 2060 auf Null, zeigt sich das eindrücklich: Indien verweigert sich der Unterzeichnung, weil es den Bau Hunderter Kohlekraftwerke plant – schließlich brauchen Milliarden Menschen angesichts des wirtschaftlichen Booms Energie. Was macht Gore? Der ruft einfach bei seinem Freund Lyndon Rive durch, seines Zeichens Chef des Solar-Unternehmens SolarCity, und überzeugt ihn, Indien günstig mit Solarenergie zu versorgen. Grüne Werbung für die Firma – und Indiens Premierminister Narenda Modi lässt sich umstimmen.

Hinzu kommen hübsch inszenierte Momente wie das Zusammentreffen mit einem republikanischen Bürgermeister, der seine texanische Stadt zu 100 Prozent mit regenerierbarer Energie versorgt – aus ökonomischen Gründen. Clever versucht Gore, die Klimaziele mit dem American Dream zu verknüpfen. Andere emotionale Szenen schockieren: Nach dem Einbrechen des Terrors über Paris kurz vor der Konferenz muss Gore seine Live-Sendung aus Paris unterbrechen und realisiert, dass das Klima kurz zurückstehen muss. Später wird es für den gewieften Strategiker zum Anlass, über den enorm wichtigen Zusammenhang zwischen Geopolitik, Klimawandel, Flucht und Terror aufzuklären.

Doch was nützt all das, wenn an den Schalthebeln der Macht Ignoranten sitzen, die ohne Scham Sätze wie "Ich glaube nicht an die Erderwärmung" herausposaunen? Als sich der Wahlsieg Donald Trumps abzeichnete, war der Film als leicht optimistische Erfolgsgeschichte schon fast fertig. Dass er ergänzt werden musste, hat vielleicht auch sein Gutes: Die Illusion, der Kampf gegen den Klimawandel würde zum Selbstläufer, dürfte geplatzt sein. Womöglich wird ein dritter Film nötig werden.

Quelle: teleschau – der Mediendienst

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