Unbemerkt von der Öffentlichkeit wird in einer Etagenwohnung ein Mensch gefangen gehalten und nach jahrelangem Martyrium endlich aufgefunden. So steht es in der Presse. Die Münchner Kriminalhauptkommissare Franz Leitmayr, Ivo Batic und Oberkommissar Carlo Menzinger machen nach dem Mord an dem 67-jährigen Adalbert Kirchner eine grausame Entdeckung: Ans Bett gefesselt, vegetierte der schwer behinderte 31-jährige Hans - abgeschottet von der Außenwelt - in der elterlichen Wohnung vor sich hin. Hans ist nicht gemeldet, er ging nie zur Schule. Ist er der Täter oder ein wichtiger Zeuge?
Schon mit seinen Regiearbeiten "Delfinsommer", "Drechslers zweite Chance" und "Die Hochzeit meines Vaters" hat Jobst Oetzmann bewiesen, dass er ein Spezialist für sensibel erzählte Geschichten ist. Dies zeigt sich auch mit dieser vorliegenden "Tatort"-Episode, die er mit viel Witz, Spannung, aber auch einer gehörigen Portion Sozialkritik inszenierte. Er nahm sich hier eines Themas an, das in der Öffentlichkeit immer wieder für entsetzte Aufmerksamkeit sorgt: das unmenschliche Gefangenhalten von Menschen, meist von den eigenen Familienmitgliedern gefördert oder gebilligt. Eine brillante schauspielerische Leistung gibt Arndt Schwering-Sohnrey ("Aus der Tiefe des Raumes") in der Rolle des behinderten Max. Mit Regisseur Oetzmann arbeitete er bereits in dem Drama "Die Einsamkeit der Krokodile" (2000) zusammen.
Foto: BR/Bavaria Film/Rieger