Roy McBride (Brad Pitt) geht auf eine Mission, die nicht nur die Menschheit retten, sondern ihn auch mit seiner Vergangenheit versöhnen soll.
Familienaufstellung im Weltall: In "Ad Astra - Zu den Sternen" reist Brad Pitt bis an den Rand unseres Sonnensystems.

Ad Astra - Zu den Sternen

KINOSTART: 19.09.2019 • Science Fiction • USA (2019) • 124 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Ad Astra
Produktionsdatum
2019
Produktionsland
USA
Budget
87.500.000 USD
Einspielergebnis
127.461.872 USD
Laufzeit
124 Minuten
Regie
Music

Filmkritik

Im Weltall hört dich niemand weinen
Von Sven Hauberg

Kann man schon mal machen: Brad Pitt legt in "Ad Astra – Zu den Sternen" 4,5 Milliarden Kilometer zurück, um sich mit seinem Vater auszusprechen. Schön, dass wir dabei zusehen dürfen.

In Hollywood ist jede Katastrophe eine Nummer größer als im wahren Leben. Da wird die Welt nicht von einem Meeresspiegel bedroht, der ein paar Zentimeter steigt. Das wäre zu abstrakt, zu schwer fassbar. Es muss das ganz große Unheil sein, das dem Menschen dräut. In dem Science-Fiction-Film "Ad Astra – Zu den Sternen" sind es Energiewellen, die alles Leben auszulöschen drohen. Übermenschlich groß sind aber auch die Konflikte, die hier dem Individuum zu schaffen machen. Da ist der Vater des von Brad Pitt bravourös verkörperten Astronauten Roy McBride nicht einfach nur abwesend, wie so manches Elternteil. Rund viereinhalb Milliarden Kilometer ist er weg, irgendwo in der Nähe des Neptun verschwunden. Dass er sich nicht von ihm verabschieden konnte, hat er nie überwunden.

Der Astronaut McBride also ist ohne Vater, seit vielen Jahren schon. Aber er ist in seine Fußstapfen getreten, das immerhin. Zu Beginn des Films von James Gray ("Die versunkene Stadt Z") turnt er hoch über der Erde an einer gigantischen Antenne, ein Stahlungeheuer, das vom Boden aus in Höhen wächst, in der die Luft so dünn ist, dass das Blau des Himmels beinahe schwarz ist. Wer sich so hoch wagt, scheint "Ad Astra" mit dieser technischen Allegorie sagen zu wollen, der fällt auch tief. Tatsächlich stürzt McBride, in einen fast altmodisch wirkenden Raumanzug gestopft, Tausende Meter hinab, als die Antenne von einer Anomalie aus dem Weltall getroffen wird. Ein Fallschirm fängt ihn auf, aber der Sturz ist geradezu ein Fall hinein in eine äußerst ungewisse Zukunft.

Zum Mars will man ihn schicken, dem letzten Außenposten der Menschheit, eröffnet ihm wenig später ein General. Man habe Signale empfangen, sein Vater könnte noch leben. Vor allem aber hofft das Militär, das Geheimnis der zerstörerischen Energiewellen dort oben zu finden. "Ich wollte immer ein Astronaut sein", erinnert sich McBride. Schon sei Vater war eben einer, ein Held gar. Vor mehr als 20 Jahren flog McBride Senior, gespielt von Tommy Lee Jones, zum Neptun. Das "Lima Projekt", das er leitete, sollte am äußersten Rand unseres Sonnensystems nach intelligentem Leben suchen. Die nahe Zukunft" sei das, klärt der Film zu Beginn auf, "eine Zeit des Hasses und der Konflikte". Intelligentes Leben irgendwo – ein Hoffnungsschimmer.

Es geht zunächst zum Mond, genauer gesagt: zum amerikanischen Teil desselben. Weil der Mond öde ist und leer, hat man hier Einkaufszentren errichtet, Rolltreppen gebaut, eine Subway-Filiale eröffnet. Auch in der Zukunft sucht der Mensch in der Ferne immer das Heimische; in der Rakete zum Mond werden Erfrischungstücher gereicht. McBride schaut verächtlich auf die Mondtouristen, ist aber freilich selbst nur ein Besucher. Außerhalb des wohlbehüteten Mondparks herrscht der Wilde Westen. Die Nationen der Erde stehen sich hier oben verfeindet gegenüber, streiten um Rohstoffe. McBride muss weiter, zum Mars. In Mondrovern geht es durchs Niemandsland, zur Marsrakete, man wird angegriffen von Mondpiraten – "Mad Max" in space.

Auf dem Weg zum Mars wird McBrides Crew bei einem Außeneinsatz auf einer verlassenen norwegischen Raumstation von einem tollwütigen Affen attackiert, reinster Horror ist das. Noch schlimmer aber ist, was ihn auf dem Mars erwartet. Amerikanische Touristen gibt es dort zwar nicht, deprimierend ist es aber auch ohne sie. An den Wänden der Raumstation, die in den Boden des roten Planeten getrieben wurde, hängt die Nummer der Telefonseelsorge. Zimmer mit Videoleinwänden, die Insekten und Wälder und Wellen zeigen, sollen den Menschen hier Trost spenden. Die Einsamkeit ist der größte Feind des Menschen. Auch McBride ist einsam, ohne Vater, ohne Kinder. Über eine Funkanlage nimmt er Kontakt auf zu seinem Vater, doch der antwortet nicht. Also macht er sich auf zum Neptun.

Während McBride nach oben blickt, zu immer ferneren Sternen und Planeten, geht es viel ums Innenleben des stoischen Astronauten. "Eine Reise zu den äußeren Grenzen unseres Sonnensystems zwingt dazu, sich auch auf sein Innerstes einzulassen", erklärt Hauptdarsteller Pitt im Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau. Und so ist Astronaut McBride auf seiner Reise vor allem mit sich selbst beschäftigt. Man kann sich natürlich fragen, ob ein Film seinen Protagonisten derart weit schicken muss, damit er sich mit seinem Vater aussprechen kann. Aber solche Überlegungen werden sehr schnell sehr klein angesichts der Größe dieses Films. Denn das Zukunftsszenario, das Regisseur James Gray hier entwirft, ist so detailreich ausbuchstabiert, dass einem der Atem stockt. Kameramann Hoyte van Hoytema, der schon Christopher Nolans "Interstellar" filmte, fand dafür fantastische Bilder. So könnte sie tatsächlich bald aussehen, die Zukunft, denkt man. Und hofft, dass es nicht so kommt.

Gute Science-Fiction ist immer beides: der Blick nach außen, in die Ferne, und der Blick nach Innen, zum Menschen hin. Was machen wir mit der Welt um uns herum, und – noch spannender: Was macht die Welt eigentlich mit uns? "Ad Astra" stellt beide Fragen mit einer großen Fulminanz.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Darsteller

Der US-amerikanische Schauspieler und Filmproduzent William Bradley "Brad" Pitt wurde am 18. Dezember 1963 in Shawnee, Oklahoma, geboren.
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