David Copperfield (Dev Patel) träumt von einem Leben als Schriftsteller.
"David Copperfield - Einmal Reichtum und zurück" unterzieht den Charles-Dickens-Klassiker einer Frischzellenkur.

David Copperfield - Einmal Reichtum und zurück

KINOSTART: 24.09.2020 • Komödie • GB/USA (2019) • 120 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
The Personal History of David Copperfield
Produktionsdatum
2019
Produktionsland
GB/USA
Budget
15.600.000 USD
Einspielergebnis
11.620.337 USD
Laufzeit
120 Minuten
Kamera

Filmkritik

Das Glück liegt auf der Straße
Von Sven Hauberg

Von wegen angestaubt: Armando Iannucci macht aus "David Copperfield" eine großartige Komödie, die er kunterbunt und absolut fantastisch besetzt hat.

"Der Wolf steht vor der Tür, aber er wedelt mit dem Schwanz": An diesen Kommentar von George Orwell über Charles Dickens habe er sich erinnert gefühlt, schrieb ein Filmkritiker des "Guardian", als er "David Copperfield – Einmal Reichtum und zurück" gesehen hatte. Tatsächlich wird oft übersehen, wie wichtig das komische Element im Werk Dickens' ist, dass Sozialkritik zwar oftmals im Mittelpunkt von Werken wie "Oliver Twist" und eben auch "David Copperfield" steht, dass immer aber auch der Schalk aus den Romanseiten hervorlugt.

In Armando Iannuccis "David Copperfield"-Film darf nun besonders herzhaft gelacht werden über das England des 19. Jahrhunderts, über Standesdünkel und über krasse Armut. Der britische Filmemacher hat aus dem Dickens-Stoff eine großartige Komödie gemacht, der nichts und niemand heilig ist. Iannucci freilich darf das, schließlich hat er es auch schon geschafft, der amerikanischen Politik lustige Seiten zu entlocken ("Veep") und das Ableben eines Diktators in eine urkomische Nummernrevue zu verwandeln ("The Death of Stalin").

Was aber zuerst auffällt an "David Copperfield", noch bevor man merkt, in einer Komödie zu sitzen: Alle Rollen wurden hier im besten Sinne farbenblind besetzt. Den Titelhelden spielt Dev Patel, bekannt aus "Slumdog Millionaire" und Sohn indischstämmiger Einwanderer. Die Schwarze Rosalind Eleazar spielt Davids gute Freundin Agnes Wickfield, deren Vater wiederum von Benedict Wong verkörpert wird, dessen Eltern aus Hongkong stammen. Kurzum: Regisseur Iannucci hat schlichtweg die besten Schauspieler besetzt, die er finden konnte, unabhängig von Herkunft und Hautfarbe. Anfangs mag das verwirren, es funktioniert aber hervorragend.

Angemessen respektlos

Seine "Copperfield"-Adaption übergeht freilich vieles aus Dickens' 1000-Seiten-Wälzer, was bei zwei Stunden Filmlänge nicht verwundert. Ziemlich rasant erzählt er, wie der junge David Copperfield (zunächst gespielt von Jairaj Varsani) in behüteten Verhältnissen aufwächst, dann aber vom fiesen neuen Mann (Darren Boyd) seiner Mutter aus dem Haus gejagt wird. In einer Flaschenfabrik erlebt er das Elend des viktorianischen Englands, beim liebenswert-schrulligen Mr. Micawber (Peter Capaldi) aber auch viel Zuneigung. Irgendwann landet David, mittlerweile ein junger Mann, im Haus seiner Tante (fantastisch: Tilda Swinton) und deren Mitbewohner Mr. Dick (Hugh Laurie), der glaubt, König Karl I. lebe in seinem Kopf, in ihm aber auch den Wunsch erweckt, Schriftsteller zu werden.

Da taucht dann auch der wohl fieseste Antagonist unter all den Ekelpaketen auf, die Dickens sich erdacht hat: Uriah Heep, den Ben Whishaw zunächst als wunderbar unterwürfigen Diener und später als machthungrigen Emporkömmling spielt. Und dann ist da noch Dora (Morfydd Clark) mit den schönen blonden Locken, die lieber ihren Hund sprechen lässt als selbst etwas zu sagen, in die sich David aber dennoch Hals über Kopf verliebt.

Aus dem Bildungsroman "David Copperfield", der vom Erwachsenwerden eines jungen Mannes im 19. Jahrhundert erzählt, macht Regisseur Armando Iannucci eine überraschend zeitgemäße, gleichwohl zeitlose Erzählung. Dafür findet er großartige, bisweilen surreale Bilder (etwa das Bootshaus am Strand, in dem David eine Zeit lang bei einer Fischerfamilie unterkommt), die auch von Terry Gilliam stammen könnten. Die Schauspieler, die er zur Verfügung hat, sind – man kann es nicht oft genug sagen – allesamt großartig. Jede noch so kleine Nebenfigur wird mit so viel Leben gefüllt, dass man ihr einen eigenen Film wünschen würde, für den bitteschön auch wieder Iannucci auf dem Regiestuhl Platz nehmen möge. Sein "Copperfield" zollt der Vorlage Tribut, ist in den richtigen Momentan aber auch angemessen respektlos – so muss man sich einem Literaturklassiker nähern.

Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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