Vera (Taylor Hickson, links) und ihre Schwester Beth (Emilia Jones) ziehen mit ihrer Mutter in das Haus ihrer verstorbenen Tante.
In "Ghostland" kommt, wie so oft, das Grauen ins traute Heim.

Ghostland

KINOSTART: 05.04.2018 • Horror • F / CDN (2018) • 91 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Ghostland
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
F / CDN
Laufzeit
91 Minuten

Filmkritik

Schrecken ohne Ende
Von Christopher Diekhaus

Weltweite Bekanntheit erlangte Pascal Laugier mit seinem Schocker "Martyrs" von 2008, der den Zuschauer auf einen wüsten Höllentrip entführte. Im Anschluss drehte der Franzose den Mystery-Thriller "The Tall Man – Angst hat viele Gesichter" mit Jessica Biel in der Hauptrolle, bei dem die Reaktionen spürbar gleichgültiger ausfielen. Nach einer sechsjährigen Kinopause meldet sich der Horrorliebhaber nun mit "Ghostland" auf der großen Leinwand zurück und beweist, dass er sein Publikum nach wie vor verstören kann.

Am Anfang steht wie so oft im düsteren Genrebereich der Einzug in ein neues Heim mitten im Nirgendwo: Nach dem Tod ihrer Tante will sich Pauline (Mylène Farmer) mit ihren Töchtern Beth (Emilia Jones) und Vera (stark als ungehobelte Rebellin: Taylor Hickson) im Haus der Verstorbenen niederlassen. Schon am ersten Abend bricht jedoch großes Unheil über die drei herein, als sie von zwei Eindringlingen (Rob Archer, Kevin Power) brutal attackiert werden. Mit Mühe und Not kommen sie mit dem Leben davon, haben danach aber schwer mit den seelischen Verwundungen zu kämpfen.

Die kreative Beth sucht ihr Heil im Schreiben und entwickelt sich im Erwachsenenalter (nun gespielt von Crystal Reed) zu einer erfolgreichen Horrorautorin. Ihre Schwester (jetzt: Anastasia Phillips) hingegen, die noch immer mit ihrer Mutter im Haus der toten Verwandten wohnt, leidet unter Wahnvorstellungen und wendet sich Hilfe suchend an Beth. 16 Jahre nach den traumatischen Ereignissen kehrt die Schriftstellerin an den Ort des Schreckens zurück – mit fatalen Folgen.

Meta-Spielereien und drastische Wendungen

Mehr sollte man über den Inhalt von "Ghostland" nicht verraten, da Laugiers neue Regiearbeit auch von ihren Meta-Spielereien und ihren drastischen Wendungen lebt. Auf dem falschen Fuß erwischt der Franzose den Zuschauer vor allem in der Mitte des Films, wenn sich das Geschehen urplötzlich um 180 Grad wendet. Obwohl dabei der Holzhammer herhalten muss und die Figuren psychologisch nicht allzu facettenreich ausgearbeitet sind, lässt man sich bereitwillig mitreißen.

Dass der räumlich begrenzte, mit einigen einschneidenden Gewalteruptionen versehene Horrorthriller fortlaufend an den Nerven zehrt, liegt auch an der intensiven Art und Weise, wie der Regisseur das Grauen heraufbeschwört. Schon der Überfall im Prolog ist eine akustisch höchst beunruhigende, verwackelt gefilmte Choreografie des Grauens, die einem fast keine Luft zum Atmen lässt. Auf der Tonspur wechseln sich durchgehend schrille Klänge und unheimliche Flüstergeräusche ab. Und mit großem Interesse für bizarre Besonderheiten erkundet die Kamera das einsam gelegene, mit altmodischem Kram vollgestopfte Anwesen, in dem ein Großteil der Handlung spielt. Ein besonderes Lob gebührt zweifelsohne der Ausstattungsabteilung, die allein mit den vielen gruseligen Puppenvariationen ganze Arbeit geleistet hat.

In die Geschichtsbücher des Horrorkinos wird "Ghostland" sicherlich nicht eingehen. Die permanente Bedrohungskulisse erinnert aber schon ein wenig an den Klassiker des Terrorfilms, Tobe Hoopers "The Texas Chainsaw Massacre", dessen hysterische, pausenlos Schrecken verbreitende Inszenierung über die Jahre nichts von ihrer beklemmenden Wirkung eingebüßt hat. Weil Laugier ebenfalls das Tempo hochhält und seine Protagonistinnen fortlaufend in neue Schwierigkeiten bringt, bleibt nur wenig Zeit, um sich über Vereinfachungen und Klischeeanfälle des Drehbuchs zu ärgern – etwa die plumpe Darstellung der beiden Eindringlinge als Psychofreaks.

Quelle: teleschau – der Mediendienst

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