Gabin war eine äußerst vielseitige Erscheinung, dessen Werdegang eng an die Geschichte einer Nation gebunden war. Seine Kindheit verbrachte er in einer typisch französischen Vorstadt von Paris. Er schwänzte die Schule, streifte herum, träumte davon, Mechaniker für Lokomotiven zu werden. In den 20er Jahren entdeckte er Paris, seine Strolche, das Kabarett, von den Folies Bergères bis zum Moulin Rouge (trat sogar an der Seite von Mistinguett und Joséphine Baker auf) und letztendlich das Arbeitermilieu der 30er Jahre, die dort herrschenden Arbeitsbedingungen, die Vorstadtkneipen und die großen Träume des Front Populaire. Und wenn auch seine spätere soziale Stellung einen eher 'bürgerlichen' Gabin vermuten ließ, der sich die neuen Werte der Republik zueigen gemacht hatte, so blieb er doch sein ganzes Leben lang, laut eigener Aussage, ein Anarchist. 'Ich werde niemals vergessen, dass ich ein Prolet gewesen bin. Ich bleibe Einzelgänger, ohne Partei oder Gewerkschaft, ein Anhänger der Freiheit, wie es damals modern war.' In seinen letzten Filmauftritten ("Der Erbarmungslose", "Die Katze" oder auch "Die Affäre Dominici) ermöglichten ihm ein paar der damaligen Neuankömmlinge unter den Regisseuren noch einmal einige wenige große Rollen zu spielen, die wie auf ihn zugeschnitten schienen. Rollen, die die Schwere des menschlichen Daseins sowie auch die der Karriere des Schauspielers in all ihren Facetten erkennen lassen. Jean Gabin starb am 15. November 1976 in Neuilly.