Man weiß kaum etwas über jenen Mann, der sich Carlos nennt und 1975 in Wien eine Konferenz der OPEC überfällt und die Teilnehmer als Geiseln nimmt. Doch nur kurze Zeit später gilt der Venezuelaner als kaltblütiger Killer und effizienter Manager organisierten Terrors als meist gesuchter Terrorist der Welt. Immer wieder geht er den Fahndern durch das stets enger werdende Netz, taucht geschickt unter, versteht es, Frauen ebenso wie verfeindete Geheimdienste für seine Zwecke auszunutzen und verprasst sein angehäuftes Vermögen mit einem zeitweise luxuriösen Leben. Doch mit den Jahren schwinden seine Freunde und Partner, Carlos verkommt zum Dinosaurier des Kalten Krieges ...
Mit enormem Aufwand schildert der französische Regisseur Olivier Assayas ("Das Ende der Unschuld", "Demonlover") den Lebensweg des Mannes, der als "Carlos der Schakal" blutige Geschichte schrieb. Assayas gelang ein faszinierendes Porträt eines ungewöhnlichen Mannes, dem der Terrorismus als Deckmantel eigener Eitelkeiten diente, der politische Ziele mit Profilierungssucht gleichsetzte, Frauen charmant umgarnte und Geheimdienste geschickt gegeneinander ausspielte, aber schließlich doch dingfest gemacht werden konnte. Aus dem Gefängnis sprach er gar Drohungen gegenüber den Filmemachern und Produzenten aus. Doch die wussten wohl um die Überheblichkeit des Ex-Terroristen und ließen sich davon wenig beeindrucken. So entstand ein brillantes Zeitbild, das allerdings in zwei Fassungen in die Kinos kommt: Die mit weit über fünf Stunden lange Fassung war den Produzenten wohl zu gewagt, so dass man das Werk auch noch auf etwas über drei Stunden herunter kürzte. Doch auch die Langfassung packt dermaßen, dass die Zeit wie im Fluge vergeht. Großartig: Édgar Ramírez ("Das Bourne Ultimatum", "8 Blickwinkel") als charismatischer Carlos.