Der mächtigste Herrscher Europas: Albert Dieudonné
als Napoleon

Napoleon

KINOSTART: 01.01.1970 • Historienfilm • Frankreich, Italien, USA (1927) • 332 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Napoleon
Produktionsdatum
1927
Produktionsland
Frankreich, Italien, USA
Einspielergebnis
39.448 USD
Laufzeit
332 Minuten
Regie

Als am 15. August 1769 in Ajaccio auf Korsika ein kleiner Junge geboren wird, ahnt niemand, dass dieser Junge einmal der mächtigste Mann Europas werden sollte. Bereits als Zwölfjähriger beweist er auf der Militärschule von Brienne Qualitäten als Führer - zumindest bei einer Schneeballschlacht. Jahre später ein flammender Anhänger der Französischen Revolution, kann er es kaum ertragen, dass die Bevölkerung immer noch Hunger leidet. In seiner Heimat zieht er jedoch den Hass auf sich, weil er Korsika an Frankreich binden will. So muss er 1793 von der Insel fliehen. Derweil rollen auch im Nationalkonvent von Paris die ersten Köpfe und die Revolution frisst ihre Kinder. Während der Belagerung von Toulon im Semptember 1973 kann Napoleon sein militärisches Geschick beweisen, indem er die Briten angreift und nach drei Tagen besiegt. Daraufhin bietet ihm Robespierre den Posten des Kommandanten der Pariser Garnison an. Bonaparte lehtn ab, landet im Kerker und gehört dennoch nach dem Sturz von Robespierre zu den Gewinnern. Er wird schließlich sogar der Oberbehelshaber der Armee des Inneren, lernt Joséphine de Beauharnais kennen und lieben. Sie heiratet ihn und sorgt dafür, dass ihr Mann zum Oberbefehlshaber der Italienarmee ernannt wird. Gegen den Widerstand der Generäle setzt Bonaparte im Italienfeldzug seine Strategie des Angriffs trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit durch. Mit einer ermutigenden Rede mobilisiert er sein Heer und schwingt sich mehr und mehr zum autoritären Führer auf ...

Für sein bedeutendstes Werk war Regisseur Abel Gance eine Leinwand zu wenig. Beim Triptychon-Verfahren (auch Polyvision genannt) wurden an den wesentlichen Stellen der Handlung von drei Projektoren drei Bilder nebeneinander projiziert. Dadurch nahm Gance nicht nur das Breitwand-Verfahren der Fünfdzigerjahre vorweg, sondern auch die Möglichkeiten des "Split-Screen", das in den Sechzigerjahren modern wurde. Inhaltlich ist der Film höchst bedenklich, weil es sich um eine völlig unreflektierte Heldenverehrung eines Verbrechers handelt, der halb Europa in Schutt und Asche gelegt und die Katastrophe des Russlandfeldzugs auf dem Gewissen hatte. Davon abgesehen ist die rein formale Seite des Films mehr als beeindruckend. Gance legte den Produzenten (auch der deutsche Industrielle Hugo Stinnes steckte Geld in das Projekt) einen 15 Kilometer langen Neunstunden-Koloss vor. Man schlug die Hände über dem Kopf zusammen, kürzte das Werk auf 5000 Meter, später auf 3000. Heute existiert wieder eine rekonstruierte Vierstundenfassung, in der die Absichten des Regisseurs respektiert werden. Die grandiose Neuaufführung konnte Gance 1980 noch selbst miterleben. Trotz seiner durchaus faschistoiden Tendenzen bleibt "Napoléon" eines der wichtigsten Werke der Filmgeschichte. In Sachen Schnitt und Kameraführung (z.B. "entfesselte" Kamera) war Gance den meisten seiner Kollegen damals meilenweit voraus. Er erreichte eine Dynamik der Filmbilder, die mit dem Tonfilm zunächst völlig verschwinden sollte und bis heute selten erreicht wurde. Denn die rasanten Montagen von Gance sind weit entfernt vom hektischen Bildergezappel, das zum Beispiel die Filme aus Jerry Bruckheimers Schmiede ("The Rock", "Armageddon") ausmacht. Abel Gance setzte Napoleon ein Denkmal, zumal er auf dem Höhepunkt seiner Macht endet. Erst Jahre später drehte er mit "Austerlitz - Glanz einer Kaiserkrone" (1959) den Wendepunkt in Napoleons Machtspiel.

Foto: StudioCanal

Darsteller

Abel Gance
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