Man sagt Fortsetzungen nach, dass sie gegenüber dem ersten Teil für gewöhnlich abfallen. Im Fall des Sequels um die seit 30 Jahren durch die Zimmer pubertierender Mädchen reitende Comic-Heldin Wendy verhält es sich genau andersherum. Dies liegt vor allem daran, dass der neue Regisseur Hanno Olderdissen ("Rock My Heart"), der seit seinem sechsten Lebensjahr selbst fest im Sattel sitzt, sich viel stärker auf witzige und berührende Szenen mit Pferden konzentriert als seine Vorgängerin Dagmar Seume. Besonders Wendys sympathisches Ex-Zirkuspferd Dixie, dem das Mädchen zu verdanken hat, dass es nach einem Reitunfall Pferden wieder vertraut, vermag in der Fortsetzung die Herzen der Zuschauer endgültig zu erobern.
Seit mittlerweile einem Jahr lebt Wendy Thorsteeg (schauspielerisch gereift: Jule Hermann) mit ihrer netten Familie und ihrer chaotisch-liebenswerten Großmutter Herta (Maren Kroymann) auf dem idyllischen Reiterhof Rosenborg, der den Charme und die Freizügigkeit der Villa Kunterbunt ausstrahlt. Doch das Anwesen steht immer noch kurz vor der Pleite – ein leider recht überstrapaziertes Motiv in Pferdegeschichten.
Also entschließt sich Wendy, entgegen ihren Vorsätzen, doch wieder an einem Turnier teilzunehmen – und zwar auf dem konkurrierenden Vorzeige-Reiterhof St. Georg, der Vanessas eiskalter Mutter Ulrike (Nadeshda Brennicke) gehört. Schließlich winkt ein Preisgeld in Höhe von 2000 Euro.
Doch Wendys eigenwilliges Pony will partout nicht springen. Der Zufall hilft ihr: Vanessas überehrgeizige Mutter hat das neue, wertvolle Pferd ihrer Tochter beim Training offensichtlich zu hart rangenommen. Nun ist das Pferd "sauer", das heißt, es weigert sich, zu springen. Darauf beschließt – die streckenweise haarscharf an einer Karikatur vorbeischrammende – Ulrike sofort, das wertvolle Tier zum Abdecker zu bringen. Realistisch ist das nicht.
Der in Wendys Oma verknallte Abdecker (Waldemar Kobus) schenkt das edle Tier daraufhin samt Papieren den Thorsteegs. Wie praktisch! Doch auch Wendys einfühlsame Reitkunst vermag den edlen Gaul nicht zum Springen zu bewegen. Nach lustig in Szene gesetzten Eifersuchtsanfällen schließt schließlich Pferd Dixie Freundschaft mit der in "Penny" umgetauften Stute und hilft ihr auf ungewöhnliche Art, ihre Angst zu überwinden. Kameramann Benjamin Dernbecher fängt diese Annäherung in berührenden Bildern ein.
Für Komik sorgt Wendys arg pubertierender Bruder Tom (Julius Hotz), der in einem Bauwagen wohnt, regelmäßig in unmöglichen Boxer-Shorts zu spät am Frühstückstisch erscheint und auf seiner Gitarre Liebeslieder für das Mädchen seiner Träume – Vanessa – komponiert. Da er selbst nicht singen kann, übernimmt Wendy in einer Szene recht ordentlich den Gesang – was jedoch wie ein billiges Abkupfern des Erfolgsrezepts der "Bibi & Tina"-Verfilmungen von Detlev Buck wirkt. Deren Originalität erreicht auch dieser recht unterhaltsame "Wendy"-Film nicht, ebenso wie er die Intimität zwischen "Ostwind" und seiner Reiterin nicht dargestellt bekommt.
Dennoch haben die Wendy-Macher dieses Mal viel richtig gemacht, indem sie voll auf das sympathische Pferd Dixie und seine sensible neue Freundin Penny gesetzt haben. So machen sie den Weg frei für einen möglichen dritten Teil, der ganz sicher sein Publikum finden wird.
Quelle: teleschau – der Mediendienst