Ferdinand ist ein ausgewachsener Stier, der zwar eigentlich in der Arena stehen sollte, um gegen Matadore zu kämpfen, es aber lieber vorzieht, an Blumen zu schnuppern. Dass wir alle ein bisschen Ferdinand sind, beweist das quietschbunte Abenteuer auf überzeugende Weise.
Geschenke, Plätzchen und Gänsebraten mal beiseite: Die Weihnachtszeit ist vor allem auch dazu da, zu sich selbst zu finden. Eine Botschaft, die "Ferdinand – Geht stierisch ab!" passend dazu ganz ohne weihnachtliches Geplänkel vermittelt. Denn "Sei du selbst" gilt immer. Egal wann, egal wer. Und Daniel Aminati, der der Titelfigur seine Stimme leiht, kann davon ein Lied singen, dass man ein Buch nicht nach seinem Umschlag beurteilen sollte. Genau so geht es Ferdinand dem Stier. "Rio"-Regisseur Carlos Saldanha hat mit der Umsetzung einer wundervollen Buchvorlage (und eines magischen Disney-Kurzfilms) einen Animationsfilm gedreht, der humor- und liebevoll die Geschichte eines Stiers erzählt, der so ganz anders ist, als alle es von ihm erwarten.
Stiere sind in der Regel muskelbepackte Kraftpakete, die vor Aggression nur so strotzen. Doch Ferdinand ist anders. Ferdinand liebt Blumen und hasst Gewalt. Schon als Jungbulle interessieren ihn die Rivalitätskämpfe der anderen Bullen nicht. Er gießt lieber Blumen und lebt in den Tag hinein. Als sein Vater eines Tages nicht mehr von einem Stierkampf zurückkommt, nimmt Ferdinand von der Trainingsfarm, in der er lebt, Reißaus. Auf einem kleinen Bauernhof wird er von Nina, einem jungen Mädchen, aufgenommen und hat endlich die Möglichkeit, den ganzen Tag ungestört mit ihr und ihrem Hund Paco die Natur zu genießen.
Doch Ferdinand bleibt nicht ewig ein kleiner Bulle, sondern wächst zu einem erstaunlich großen Stier heran. Auch als ausgewachsener Stier ist er friedfertig und herzensgut. Als er aber von einer Biene gestochen wird, stürmt er durch das Dorf und zerstört aus Versehen alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Alle halten Ferdinand für gefährlich, und so wird er kurzerhand dazu verdonnert, in der Arena zu kämpfen und kräftig dafür zu trainieren. Wie kommt er nur aus dieser Nummer wieder heraus?
Unglaublich witzige Charaktere
Schon in den "Ice Age"-Filmen, für deren Erfolg das Animationsstudio Blue Sky zuvor verantwortlich war, war der Humor herrlich albern, doch auch die leisen Töne wurden gekonnt in Szene gesetzt. Das funktioniert auch bei "Ferdinand – Geht stierisch ab!". Denn die Geschichte rund um den sanften Riesen ist eine, die wohl die meisten nachvollziehen können: Alle Welt möchte, dass man stark ist und macht, was andere von einem erwarten. Man selbst jedoch will einfach nur in Ruhe seiner Leidenschaft nachgehen. Wie Ferdinand eben seiner Liebe für Blumen. Schon das Kurzfilm-Original von 1938 aus dem Hause Disney bewies viel Charme und Herz und rückte dabei die Botschaft "Sei du selbst" in den Fokus.
In der langen, animierten Version geschieht das nun so spielerisch und liebevoll, dass man Ferdinand und auch die anderen Stiere schnell ins Herz schließt. Selbst eine etwas überdrehte Ziege (gesprochen von Bettina Zimmermann) und die deplatziert wirkenden Pferde (Mirjam Weichselbraun, Florian Danner und Simon Schwarz) von der Koppel nebenan, sind nicht zu nervtötend. Zumindest nicht für Kinder.
Der deutsche Synchronisationscast leistet ganze Arbeit. Man spürt vor allem die Verbundenheit von Daniel Animati zu seinem tierischen Leinwandpendant. Die Mischung aus unglaublich witzigen Charakteren und Szenen, sowie ein recht rasantes Tempo lassen keine Langeweile aufkommen. Mitfiebern und Dauerlachen sind garantiert und die kleinen und großen Kinder gehen mit einem wohligen Gefühl und einer wichtigen Botschaft nach Hause.
Quelle: teleschau – der Mediendienst