Judy träumt davon Schauspielerin werden, doch beim ersten Vorsprechen verlangt der Regisseur, dass sie sich auszieht. Judy verlässt das Vorsprechen und verspielt somit die Chance auf ihre Rolle. Um trotzdem ihre Miete bezahlen zu können, nimmt sie einen Job bei einer Telefonsex-Agentur an - und zeigt ungeahnte Qualitäten: Als "Girl 6" steigt sie schnell auf zur Nummer 1! Immer tiefer taucht sie in den Strudel der sexuellen Wünsche ihrer Kunden ein, bis sie plötzlich vor Anstrengung zusammenbricht. Trotz Beurlaubung macht das Girl für gewisse Stunden von Zuhause aus weiter - bis sie eines Tages an den falschen Mann gerät ...
In "Girl 6" stimmt eigentlich nur die Idee. Hier verkauft eine junge Frau die Stimme, nicht den Körper. Und dass das auch ganz schön an die Nieren gehen kann, zeigt Lee überzeugend. Doch was ihm darüber hinaus an Handlungselementen einfällt - vielleicht aus Sorge, die Story biete zu wenig - ist sehr dünn. Und da sie sich in allerlei Verästelungen verliert, vergisst der Film, die Hauptfigur richtig zu charakterisieren, obwohl sie ständig im Bild ist. Dass Theresa Randle, ein ausgezeichneter Typ, in jeder Szene mit neuen Klamotten auftreten muss, ist ebenso völlig überflüssig. Zudem setzt Lee auf eine höchst sentimentale Metapher: Das "Girl 6" sieht mit traurigen Augen immer wieder auf ihr niedliches alter ego, das kleine schwarze Mädchen, das bei einem Fahrstuhl-Attentat schwer verletzt wurde. Dass Lee sich, seine Filme, Bücher und die Musik brillant zu vermarkten versteht, kann ihm niemand verübeln, doch so oberflächlich, hektisch und fantasiearm wie "Girl 6" müssen sie nicht sein - da hilft auch die Musik von Prince nichts.
Foto: Black Hill Pictures