Die Nachwuchssoldaten haben nicht viel zu tun, sie müssen eigentlich nur auf eine Geisel aufpassen, die sie Doctora (Julianne Nicholson) nennen.
Wild und surreal, unmittelbar in seiner Bildgewalt: "Monos - Zwischen Himmel und Hölle" begleitet eine Gruppe Jugendlicher, die sich in einem ortlosen Dschungel von allen Fesseln der Zivilisation befreien.

Monos - Zwischen Himmel und Hölle

KINOSTART: 04.06.2020 • Drama • CO/RA/NL/D/ROU/S (2019) • 103 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Monos
Produktionsdatum
2019
Produktionsland
CO/RA/NL/D/ROU/S
Filmstudio
Stela Cine, Caracol Televisión, Bord Cadre Films, Dynamo, Campo Cine, Film i Väst, Lemming Film, Mutante Cine, Pando Producciones, Pandora Filmproduktion, Snowglobe
Budget
1.800.000 USD
Einspielergebnis
1.929.915 USD
Laufzeit
103 Minuten
Music
Kamera

Filmkritik

Das Biest in dir
von Andreas Fischer

"Monos – Zwischen Himmel und Hölle" ist ein wilder und surrealer Trip in das Herz der Finsternis, wo sich eine jugendliche Guerillatruppe gnadenlos selbst niedermetzelt.

Wenn die Handvoll Jugendlicher da oben auf dem Plateau steht, unter sich die Wolken und der Dschungel, dann könnte man meinen, ihnen liegt die Welt zu Füßen. Doch im ungezähmten Kinomeisterwerk "Monos" sind sie Gefangene "Zwischen Himmel und Hölle", so der deutsche Zusatztitel. Nur wissen sie das nicht. Der aus Kolumbien stammende Regisseur Alejandro Landes hat sie der Welt entkoppelt, in Dschungelfarben bemalt und sie befreit von allen Fesseln der Zivilisation – auf dass die animalischen Instinkte Oberhand gewinnen können.

Zu Beginn des Film spielen acht Jugendliche Fußball – mit verbundenen Augen. Ein allegorischer Einstieg: Sie sehen nicht, wo sie sind und was sie tun – aber vor allem wissen sie nicht, wer sie sind. Man erfährt nichts über die Kinder, wo sie her- oder wie sie dorthin gekommen sind. Nicht einmal ihre richtigen Namen haben sie: Bigfoot, Lobo, Lady, Rambo nennen sie sich. Kampfnamen, die sie zu persönlichkeitsberaubten Handlangern einer "Organisation" machen, der sie dienen.

Deren Bote (Wilson Salazar) kommt regelmäßig zur Inspektion, drillt die Truppe bis zur Erschöpfung und bringt auch mal eine Kuh vorbei, auf die aufpassen sollen. Auch eine Geisel, die sie Doctora (Julianne Nicholson) rufen, soll die adoleszente Guerillatruppe, die sich selbst Monos (die Affen) nennt, bewachen. Weil es nicht viel zu tun gibt, haben die Monos Zeit für Rituale: Anfängliche Ausbrüche gemeinsamer Unbekümmertheit weichen bald existenziellen Ängsten der Einzelnen, die sich in brutalen Machtspielen manifestieren.

Nach einer Reihe unvorhergesehener Ereignisse müssen die Monos von ihrem Plateau unter dem Himmel in den Dschungel fliehen – und dort brechen alle Dämme, dort kommen die Tiere im Menschen zum Vorschein. Strukturen innerhalb der Gruppe brechen auf, Hierarchien werden neu geordnet – wer stärker, wer rücksichtsloser ist, gewinnt.

Alles in "Monos" wirkt so, als würde es die menschliche Natur verschlingen wollen: Der nicht benannte Krieg im Hintergrund, der muskelbepackte Drill Sergeant, das Basislager in einem bedrohlich aufragenden Betonbunker, der Dschungel in seiner brutalen Schönheit. Anarchie und die Gewalt brechen sich Bahn, Spiel und Sadismus vermischen sich, bis nur noch Barbarei übrig bleibt. Dass der Film nicht genau verortet ist, sondern auf nicht näher benannten Bergen und im namenlosen Dschungel Südamerikas spielt, ist unerheblich. Die Mechanismen sind überall auf der Welt die Gleichen – Alejandro Landes erkundet, wie sich Jugendliche verhalten, wenn sie sich selbst überlassen sind und alle (Waffen-)Gewalt haben.

Mit seiner verschwitzten Bildgewalt und klug eingesetzten surrealen Metaphern weckt "Monos" natürlich Assoziationen an den Roman "Herr der Fliegen" von William Golding, aber auch an Werner Herzogs "Fitzcarraldo" und Francis Ford Coppolas "Apocalypse Now". Ein Entrinnen vor der eigenen Verrohung gibt es nicht. Auch wenn Rambo irgendwann einmal ein Kinderlachen hört, mit einer ganz normalen Familie Abendbrot isst und sich eine Sendung – über Gummibärchen aus Ludwig van Beethovens Geburtsstadt Bonn – im Fernsehen ansieht. Das aber ist nur eine trügerische Verschnaufpause. Der Barbarei entkommt niemand.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Weitere Darsteller
Moisés Arias Julianne Nicholson Sofia Buenaventura Karen Quintero Julian Giraldo Laura Castrillón Deibi Rueda Paul Cubides Sneider Castro Wilson Salazar Jorge Román Valeria Diana Solomonoff

Neu im kino

Jane Austen und das Chaos in meinem Leben (2025)
Jane Austen und das Chaos in meinem Leben
Komödie • 2025
After the Hunt (2025)
After the Hunt
Drama • 2025
prisma-Redaktion
Good Fortune – Ein ganz spezieller Schutzengel (2025)
Good Fortune – Ein ganz spezieller Schutzengel
Komödie • 2025
prisma-Redaktion
Zweigstelle (2025)
Zweigstelle
Komödie • 2025
prisma-Redaktion
Amrum (2025)
Amrum
Drama • 2025
Tron: Ares (2025)
Tron: Ares
Science Fiction • 2025
prisma-Redaktion
The Smashing Machine (2025)
The Smashing Machine
Historie • 2025
prisma-Redaktion
A Big Bold Beautiful Journey (2025)
A Big Bold Beautiful Journey
Liebesfilm • 2025
prisma-Redaktion
Momo (2025)
Momo
Abenteuer • 2025
prisma-Redaktion
One Battle After Another (2025)
One Battle After Another
Action • 2025
prisma-Redaktion
The Toxic Avenger (2025)
The Toxic Avenger
Action • 2025
prisma-Redaktion
Die Schule der magischen Tiere 4 (2025)
Die Schule der magischen Tiere 4
Fantasy • 2025
prisma-Redaktion
Der Tiger (2025)
Der Tiger
Action • 2025
prisma-Redaktion
Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes (2025)
Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes
Drama • 2025
prisma-Redaktion
Downton Abbey: Das große Finale (2025)
Downton Abbey: Das große Finale
Drama • 2025
prisma-Redaktion
Honey Don't (2025)
Honey Don't
Komödie • 2025
prisma-Redaktion
The Long Walk - Todesmarsch (2025)
The Long Walk - Der Todesmarsch
Horror • 2025
prisma-Redaktion
Beule – Zerlegt die Welt (2025)
Beule – Zerlegt die Welt
Komödie • 2025
prisma-Redaktion
Tafiti – Ab durch die Wüste (2025)
Tafiti – Ab durch die Wüste
Animation • 2025
prisma-Redaktion
22 Bahnen (2025)
22 Bahnen
Drama • 2025
prisma-Redaktion
Conjuring 4: Das letzte Kapitel (2025)
Conjuring 4: Das letzte Kapitel
Horror • 2025
prisma-Redaktion
Die Rosenschlacht (2025)
Die Rosenschlacht
Komödie • 2025
prisma-Redaktion
In die Sonne schauen (2025)
In die Sonne schauen
Drama • 2025
prisma-Redaktion
Caught Stealing (2025)
Caught Stealing
Krimi • 2025
prisma-Redaktion
Nobody 2 (2025)
Nobody 2
Action • 2025
prisma-Redaktion
Was ist Liebe wert – Materialists (2025)
Was ist Liebe wert – Materialists
Liebesfilm • 2025
prisma-Redaktion
Afterburn (2025)
Afterburn
Science Fiction • 2025
prisma-Redaktion
Die Farben der Zeit (2025)
Die Farben der Zeit
Komödie • 2025
Bring Her Back (2025)
Bring Her Back
Horror • 2025
prisma-Redaktion
Das Kanu des Manitu (2025)
Das Kanu des Manitu
Komödie • 2025
prisma-Redaktion