Homosexualität ist in Syrien ein Straftatbestand. Dennoch gibt es einige Bewerber um den Titel "Mr Gay Syria".
Eine türkische Filmemacherin präsentiert das Leben homosexueller syrischer Männer in Istanbul. Bei so viel Mut kann man nur Respekt zollen.

Mr Gay Syria

KINOSTART: 06.09.2018 • Dokumentarfilm • F/TUR/D (2017) • 87 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Mr Gay Syria
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
F/TUR/D
Laufzeit
87 Minuten

Filmkritik

Am Leben festhalten
Von Claudia Nitsche

Der Dokumentarfilm "Mr Gay Syria" über schwule Syrer beginnt entspannt – bis sich die Realität einschaltet. Der Film entfaltet eine große Sogwirkung und hat schon etliche Preise eingeheimst.

Wenn ein Preis ganz zweifellos an den Dokumentarfilm "Mr Gay Syria" gehen muss, dann ist es der Human Rights Award. So geschehen auf dem Sarajevo Film Festival. Doch es gibt noch Unmengen anderer Jurys, die sich an der französisch-türkisch-deutschen Co-Produktion so begeisterten, dass sie sie zu Festivals quer durch Europa einluden. Hochdekoriert startet die Geschichte über einen Schönheitswettbewerb unter Männern nun in den deutschen Kinos.

Alleine die Länder der Koproduktion, Frankreich, Deutschland und die Türkei, sind heute nicht mehr wie selbstverständlich in einem Atemzug zu nennen. Der Dokumentarfilm der türkischen Regisseurin Ayse Toprak bringt Harmonie und Miteinander zu Parteien, die derzeit aufeinanderprallen. Deren Positionen genauso wenig miteinander vereinbar zu sein scheinen wie homosexuelle Liebe und muslimische Länder.

Die schwulen Syrer Husein und Mahmoud führen durch den Film, wobei der in Berlin gestrandete Mahmoud tatsächlich wie ein Moderator wirkt. Er, der aus seinem Land geflüchtet ist, in Deutschland in der Schwulenberatung arbeitet und an seinen Traum glaubt: einen Syrer zur internationalen Mister-Wahl der Gay Community zu schicken. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, einen Vorentscheid in Syrien durchzuführen, wo zum einen der Krieg tobt und zum anderen Homosexualität ein Straftatbestand ist. Der Großteil der Handlung findet deshalb in Istanbul statt.

Dort lebt Husein, Friseur aus Aleppo, Vater einer zweijährigen Tochter, verheiratet, aber schwul. Was so leicht dahingeschrieben ist, entfacht große Gefühle. Denn die Gegensätze, die sich für den 24-Jährigen ergeben, wenn er sein Leben in der Stadt lässt und sonntags zu seiner Familie fährt, sind unglaublich und unglaublich schwierig zu lösen.

Bei Ayse Toprak kommen sie zu Wort, die in der Türkei untergekommenen Teilnehmer. Sie wollen nicht Ruhm und Anerkennung, sie wollen gehört werden, nicht länger unsichtbar sein. Deswegen hoffen sie, hofft ihr Sieger auf ein Visum für Malta, um auf internationaler Ebene, beim "Mr Gay World", dabei zu sein.

Mahmoud war in Damaskus Journalist, kennt die Filmemacherin, weil er ihr als Dolmetscher für einen anderen Dokumentarfilm half. Er wurde der engste Verbündete für dieses Projekt. Einerseits ist der Vierzigjährige in Sicherheit, andererseits kann er nie mehr nach Syrien zurück. Verloren zwischen zwei Welten beschäftigte sein Schicksal die Filmemacherin so sehr, dass sie ein Jahr Arbeit in die Geschichte steckte, die den Schönheitswettbewerb nur als Aufhänger dafür hat, dass sich ihre Protagonisten öffentlich zur Homosexualität bekennen dürfen. Denn Stand heute ist gleichgeschlechtliche Liebe in ihrer Heimat unvereinbar damit, ein guter Mensch zu sein. Sätze wie dieser gehen zu Herzen, wenn Toprak über Interviews viele Informationen präsentiert. Infos, die zu so großer Verzweiflung führen, dass Handeln unerlässlich wird.

Mit Leichtigkeit und sympathischen Protagonisten saugt der Film die Zuschauer in die spannenden Erzählungen. Im kurzweiligen Kinoereignis steht immer wieder Husein im Zentrum und die LGBTI-Community, also all die, die Akzeptanz fordern für lesbisches bis intersexuelles Leben. Huseins Spagat zwischen der Familie und seiner schwulen Identität ist die Hölle. So aufschlussreich und zutiefst menschlich der Film ist, schreit er doch angesichts des offenen Endes nach einer Fortsetzung an anderer Stelle.

Ayse Toprak schafft es, Zuschauer für Inhalte zu interessieren. Sie selbst bewunderte Husein und die anderen für ihre Willenskraft. Deren unbeschwerte Art und wie sie das Aussichtslose mit einem Lächeln angingen, lehrte die Filmemacherin, "was es bedeutet, am Leben festzuhalten, unabhängig von den Umständen". Und den Zuschauer wird es ihr Film lehren.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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