Roman J. Israel (Denzel Washington) ist ein Mann mit Idealen.
In "Roman J. Israel, Esq. - Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit" spielt Denzel Washington einen idealistischen Pflichtverteidiger.

Roman J. Israel, Esq. - Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit

KINOSTART: 19.04.2018 • Drama • USA (2018) • 123 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Roman J. Israel, Esq.
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
USA
Budget
22.000.000 USD
Einspielergebnis
13.025.860 USD
Laufzeit
123 Minuten

Filmkritik

Studie einer Sinnkrise
Von Sarah Schindler

Roman Israel (Denzel Washington) ist ein herzensguter Mensch. Der Pflichtverteidiger ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet, wirkt aber immer etwas deplatziert in der modernen Welt des überlasteten amerikanischen Justizsystems. Als sein Mentor und Arbeitgeber, einer der wichtigsten Persönlichkeiten der Bürgerrechtsbewegung, stirbt, gerät Romans Welt endgültig aus den Fugen. Ein exzentrischer Anwalt in einer idealistischen Sinnkrise – das kann durch einen starken Plot oder einen hervorragenden Schauspieler funktionieren. Letzteres wurde bei "Roman J. Israel, Esq. – Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit" glücklicherweise erfüllt. Ersteres leider nicht.

Nach dem Tod seines Arbeitgebers ergattert Roman über Beziehungen zum erfolgreichen und karrierefixierten Anwalt George Pierce (Colin Farrell) einen Job in dessen großer Kanzlei, findet dort aber nicht so richtig seinen Platz. Trotz seiner Begegnung mit der Gleichberechtigungsaktivistin Maya Alston (Carmen Ejogo) verliert er sich selbst und sein Engagement für Gerechtigkeit und Aktivismus aus den Augen. Bei einer günstigen Gelegenheit beschließt Roman, das System zu seinen Gunsten auszunutzen und gerät so in eine moralische Abwärtsspirale.

Roman könnte man durchaus als markant bezeichnen. Allein sein Äußeres lässt die Menschen in Los Angeles einen verstohlenen Blick auf ihn werfen. Er wirkt wie aus einer anderen Zeit, scheint 40 Jahre zu spät zu leben. Genau aus dieser Vergangenheit kommen auch seine Ideale – und so wenig wie sie hat er sich offenbar weiterentwickelt. Der Sympath ist herzensgut – zumindest zu Beginn der Geschichte -, aber auch sehr verschroben. So überrascht es kaum, dass er mit nichts, aber auch wirklich gar nichts, in der modernen Welt zurechtzukommen scheint.

Dennoch schafft er es, wenn auch im Verborgenen, mit der Arbeit und sich im Reinen zu sein. Als Roman merkt, dass diese Welt außerhalb seines alten Büros doch so ganz anders ist, bricht bei ihm eine Lebenskrise aus, die ihn schließlich vor eine schwere Entscheidung stellt. Diese Krise und das moralische Debakel entwickelt Drehbuchautor und Regisseur Dan Gilroy langsam, aber stetig. Leider wirkt das oftmals diffus, und der Film findet erst in der zweiten Hälfte das richtige Tempo.

Der großartige Denzel Washington macht allerdings viele Schwachstellen wieder wett und führt den Zuschauer mit seiner extrem guten Darbietung durch so manche langwierige Szene. Überhaupt merkt man Washington die pure Spielfreude an. Spätestens, wenn es um den moralischen Konflikt der Hauptfigur geht, dreht Washington so richtig auf. Auch das Zusammenspiel mit Colin Farrell, der sich außerordentlich gut macht als karriereversessener Anwalt in Maßanzug und Sportwagen, ist grandios arrangiert.

So kann man über Mängel in der Gestaltung der Geschichte ab und an hinwegsehen, nur leider reicht das nicht aus, um über weite Strecken gewisse Lücken zu füllen. "Roman J. Israel, Esq." wirkt oft ein wenig zusammenhanglos und verliert den Blick für ein interessantes Gesamtkonstrukt. Die Lebenskrise, die schließlich zur moralischen Zwickmühle Romans führt, hätte deutlich mehr ausgearbeitet werden können. Der Film ist eher eine Studie eines kauzigen Kerls und moralischer Abgründe als ein spannendes Anwaltsdrama.

Quelle: teleschau – der Mediendienst

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