Mit viel esoterischem Quatsch lässt die Schmonzette "The Secret – Traue dich zu träumen" die Sonne, einen schönen Mann und Reichtum in das Leben einer armen Witwe mit drei Kindern.
Wunder gibt es zunächst einmal nicht. Nur eine alleinerziehende Mutter, die sich ziemlich taff durchs Leben in den Südstaaten der USA schlägt. Miranda (Katie Holmes) heißt die Lady, sie arbeitet tagsüber im Fischrestaurant eines Verehrers und kümmert sich den Rest der Zeit um ihre Kids, das verfallene Haus und ein klappriges Auto. 100.000 Dollar Schulden hat sie auch noch. Die Sache mit der Wunderlosigkeit darf da natürlich nicht so bleiben. Und tut es auch nicht, schließlich basiert die Kinoschnulze "The Secret – Traue dich zu träumen" auf einer pseudowissenschaftlichen Eso-Doku der Australierin Rhonda Byrne. Die behauptete 2006, dass sich Universum, Schicksal und der ganze Rest durch positive Gedanken beeinflussen lassen.
"The Secret – Das Geheimnis" hieß Byrnes filmische Scharlatanerie, in der sie neugeistliche Theorien verbreitete mit dem "Gesetz der Anziehung" als zentralem Element. Gleiches zieht Gleiches an, man muss also nur positiv denken, um allem Unbill zu entgehen. Kritiker sehen in dem Prinzip wahlweise Nonsens oder eine mystisch-spirituelle Selbstentmündigung, aber weil es Oprah Winfrey einst ganz gut fand, wurde nicht nur die Doku ein Erfolg, auch ein darauf basierendes Sachbuch verkaufte sich millionenfach. Fortsetzungen und Merchandise ließen die Kassen ebenfalls klingeln.
Jetzt gibt es also die Spielfilmversion, und die zeitigt natürlich das eine oder andere Wunder. Aber erst, nachdem Miranda von einem geheimnisvollen Fremden in die Kunst des positiven Denkens eingeführt wird. Bray (Josh Lucas) heißt der Mann, der am Vorabend eines Hurrikans quasi aus dem Nichts auftaucht und am nächsten Tag mit handwerklichem Geschick und guter Laune das zerstörte Dach des Familiendomizils instand setzt. Dabei war ihm Miranda zuvor noch in den Truck gerauscht.
Aber weil Bray weiß, dass Gutes Gutes gebiert, lächelt er den Unfall weg, und die Kinder bekommen inmitten des Unwetters sogar eine heiße und fettige Pizza von einem unbekannten Spender geliefert – einfach, weil sie sich sie wünschen. Wie das funktioniert, erklärt Bray auch gleich mit Kühlschrankmagneten: Dinge, so predigt der gutaussehende und stinkreiche Universitätsprofessor, ziehen sich mit unsichtbaren Kräften an. Dasselbe passiere auch mit Gedanken der Menschen.
Mit Bray auf dem Grundstück kann sich Miranda jedenfalls die Lektüre von Paulo Coelhos Romanen ersparen. Wird auch so ziemlich alles gut: Das Dach ist repariert, Miranda bekommt einen Antrag und ein neues Auto. Dabei ist gerade einmal die Hälfte des von RomCom-Spezialist Andy Tennant mit maximaler Gefälligkeit inszenierten Schmonzette um.
Der Rest der Zeit ist für die Vertiefung des gerade Gelernten reserviert: Wenn man nicht immer nur Schlechtes erwartet, kann so ein Leben richtig unbeschwert werden. Zumal Bray ja auch noch ein Geheimnis hat, das es für die maximale Erbauung zu lüften gilt. Am Ende bekommen alle, was sie verdienen. Nur als Zuschauer bleibt man ratlos zurück und fragt sich: Wie viel naive Spiritualität passt eigentlich in eine Filmminute? Und wie haben es die Schauspieler bloß geschafft, bei dem ganzen Eso-Quatsch nicht ständig die Augen zu verdrehen und ernst zu bleiben?
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH