Zugegeben, es ist ein wenig unfair, dass sich Neuauflagen mit den Originalen messen lassen müssen. Doch lässt es sich natürlich nicht vermeiden – und manchmal kann auch das Remake gegen das Original bestehen. Schwierig wird es allerdings, wenn es sich, wie bei "Papillon", um einen Streifen handelt, der als einer der besten Filme überhaupt bewertet wird. Da liegt die Latte hoch, nicht zuletzt durch die beiden Hauptdarsteller Steve McQueen und Dustin Hoffman. Trotzdem versuchte sich die dänische Regiehoffnung Michael Noer daran und gab, gemeinsam mit Charlie Hunnam und Rami Malek, sein Bestes.
Henri "Papillon" Charrière (Charlie Hunnam) ist ein Lebemann mitten in der Unterwelt von Paris. Der Tresorknacker genießt das Leben – was einigen missfällt – und so hängt man ihm einen Mord an, den er nicht begangen hat, um ihm loszuwerden. Zu lebenslanger Haft verurteilt wird er in die Strafkolonie St. Laurent in Französisch-Guyana gebracht.
Schon auf der Überfahrt dorthin schmiedet Papillon Pläne zur Flucht. Dafür benötigt er allerdings Geld und wittert eine Chance, als er den schmächtigen Fälscher Louis Dega (Rami Malek) trifft. Dega zahlt gut für seine eigene Sicherheit und finanziert so die Fluchtpläne der beiden. Aber so einfach, wie sich Papillon das vorgestellt hat, wird die Flucht mit einem erkauften Boot nicht, sie werden erwischt. Papillon kommt für lange Zeit in Einzelhaft – eine gängige Art, um den Willen eines flüchtig gewordenen Gefangenen zu brechen. Doch Papillon ist stark ...
Das Maß an Action stimmt
Keine Frage, die Neuversion von Papillons Geschichte ist durchaus gelungen. Das Maß an Action stimmt, die Charaktere sind authentisch, genauso wie die Umsetzung der miserablen Umstände, in der sich die Gefangenen befinden. Ungeschönt und mit passender Härte zeigt Regisseur Michael Noer das Leben in der Strafkolonie. Doch statt andere Aspekte zu beleuchten und somit etwas ganz Eigenes, Neues zu erschaffen, orientiert Noer sich zu sehr am Original und konzentriert sich auf dieselben Passagen des Buches. Zwar vermeidet er dadurch, dass der Film, wie so viele Remakes, in zu viel Action und zu wenig Handlung abrutscht, macht ihn dadurch aber immer mehr zur Kopie.
Denn mit Ausnahme der Anfangssequenz und der Streichung einiger Elemente der Flucht am Ende des Films wagt Noer nichts Neues. Immerhin macht er das bildgewaltig und mit viel Feingefühl für die Charakterzeichnung. Auch hier wird die Verschränkung zwischen unwirklich schönen Dschungellandschaften und brutaler Härte grandios eingefangen.
Rami Malek ("Mr. Robot") als Louis Dega überrascht oft durch die optische Ähnlichkeit zu Hoffmans Interpretation und auch Charlie Hunnam ist ein durchaus sympathischer Papillon. Trotzdem sind die beiden weder gefeit noch gewappnet für Vergleiche zu Steve McQueen und Dustin Hoffman. Zu brillant war der Cast, zu gut die Interpretation der beiden Schauspielgiganten. Malek und Hunnam müssen sich messen lassen und trotz solider Leistung können sie bei einem direkten Vergleich, der automatisch erfolgt, wenn man das Original kennt, nur verlieren.
"Papillon" lässt den Zuschauer – wie so oft bei einem Remake – mit der Frage zurück, ob eine Neuverfilmung wirklich hätte sein müssen. Dennoch liefert Michael Noer einen soliden Film ab, der stimmig inszeniert wurde. Das funktioniert nicht zuletzt durch die beiden Hauptdarsteller. Wer den Klassiker von 1973 allerdings noch nicht kennt, sollte sich ihn unbedingt anschauen. Vielleicht auch statt oder zumindest vor dem Remake.
Quelle: teleschau – der Mediendienst