Die Verfilmung der Biografie des Astronauts und Mondgängers Neil Armstrong begeistert sowohl erzählerisch als auch visuell. Ryan Gosling spielt Neil Armstrong grandios.
"Ein kleiner Schritt für den Menschen, aber ein gewaltiger Sprung für die Menschheit": Praktisch jeder kennt das Zitat von Neil Armstrong. Mit jenen Worten betrat der Amerikaner im Juli 1969 als erster Mensch den Mond und wurde zu einem der größten Helden des 20. Jahrhunderts. "Aufbruch zum Mond", der neue Film von "La La Land"-Regisseur Damien Chazelle, erzählt von den Konflikten und Entbehrungen, mit denen Armstrong vor und während seiner legendären Mission konfrontiert war und fasst gleichzeitig die amerikanische Raumfahrtgeschichte zwischen 1961 und 1969 zusammen.
Die Erwartungen an den Film sind hoch, denn Damien Chazelle gilt als das neue Wunderkind Hollywoods. Sein Spielfilmdebüt "Whiplash", das er in gerade mal 19 Tagen drehte, wurde mit drei Oscars ausgezeichnet. Bei seiner zweiten Regiearbeit "La La Land", dem nostalgischen Musical mit Ryan Gosling und Emma Stone in den Hauptrollen, verdoppelte er die Zahl der Oscarauszeichnungen sogar.
"Aufbruch zum Mond", bei dem Steven Spielberg als Produzent mitmischte, ist zweifellos Chazelles bisher konventionellste Arbeit, begeistert aber sowohl erzählerisch als auch visuell. Genau wie in der dem Film zugrundeliegenden offizielle Biografie "First Man" von Historiker James R. Hansen befasst sich auch Chazelle ausführlich mit dem Menschen und Familienvater hinter dem Astronauten.
Anfang der 1960er arbeitet Neil Armstrong (Ryan Gosling) als Testpilot für Jets und Raketenflugzeuge. Als seine Tochter Karen im Alter von nur zwei Jahren an einem Gehirntumor stirbt, stürzt Armstrong sich in die Arbeit. Er bewirbt sich bei einem Mondprogramm der NASA, zieht mit seiner Familie nach Houston und beginnt die Ausbildung zum Astronauten. Der Weg zum Mond allerdings ist steinig: Immer wieder kommen Astronauten zu Tode, die Raumfahrt gerät in Amerika zunehmend in die Kritik. Im Juli 1969 wird Armstrong schließlich gemeinsam mit Buzz Aldrin (Corey Stoll) und Mike Collins (Lukas Haas) mit der Apollo-11-Mission zum Mond geschickt.
Was "Aufbruch zum Mond" so besonders macht: Chazelle inszeniert Neil Armstrong nicht etwa als den Nationalhelden, zu dem er später gemacht wurde. Vielmehr porträtiert er einen durch den Verlust seiner Tochter gebrochenen Mann, der außer seinem Ziel, zum Mond zu fliegen, alles andere aus den Augen zu verlieren scheint – grandios gespielt von Ryan Gosling, dessen oft als monoton kritisierte Ausdrucksweise perfekt zu Armstrongs unterkühlt wirkendem Wesen passt.
Darüber hinaus ist "Aufbruch zum Mond" einfach wunderschön anzusehen. Die Weite des Weltalls, der Anblick der Erde aus der Ferne, Armstrongs erste Schritte auf dem Mond – wer braucht Sci-Fi-Dramen, wenn das wahre Leben solche Geschichten schreibt? Original-Filmmaterial der Apollo-Ära verknüpft Chazelle geschickt mit hinzugefügten Animationen. Armstrongs Reise zum Mond wird auch dadurch erlebbar, dass der Zuschauer immer wieder in seine Perspektive eintaucht. Statt Musik gibt es authentische Geräusche. Die Raumkapsel wackelt, der Lärm schmerzt in den Ohren. Am Ende des Filmes hat man fast das Gefühl, man sei gerade selbst zum Mond gereist.
Quelle: teleschau – der Mediendienst