Da ist ein Mann mit zugenähten Augen, zugenähtem Mund, dafür hat er ein paar zusätzliche Ohren – auf der Stirn, am Hinterkopf, am ganzen Körper, es ist ein groteskes Bild. Sieht so unsere Zukunft aus? Vielleicht, zumindest wenn es nach David Cronenberg geht. Gerade zu Beginn seiner Karriere tobte sich der Kanadier immer wieder spektakulär auf dem Feld des Body-Horror-Genres aus, sein wohl bekanntestes Werk aus jener Zeit ist "Die Fliege" (1986). Nachdem er sich zuletzt vor allem auf Dramen wie "Cosmopolis" (2012) oder "Maps of the Stars" (2014) konzentriert hatte, kehrt er nun mit "Crimes of the Future" zu seinen abgründigen Wurzeln zurück.
"Crimes of the Future", so hieß schon einmal ein Film von Cronenberg, mit dem Frühwerk von 1970 hat das neue Sci-Fi-Drama aber nichts zu tun. Damals ging es um einen Journalisten, der seltsame Frauentode untersuchte, diesmal steht der Performance-Künstler Saul Tenser (Viggo Mortensen) im Vordergrund. Tenser leidet wie viele seiner Mitmenschen in dieser Zukunftsvision unter dem "Accelerated Evolution Syndrome", das rasante und teils äußerst bizarre Veränderungen im menschlichen Körper auslöst.
Wobei das mit dem "Leiden" relativ ist, je nachdem, wie und in welche Richtung die Körper eben mutieren. Und Tenser, der macht eine Show daraus. Seine Assistentin und Partnerin Caprice (Léa Seydoux) hilft ihm dabei, und irgendwann zieht Tensers avantgardistische Kunst auch die Aufmerksamkeit von Timlin (Kristen Stewart) auf sich, einer Ermittlerin der National Organ Registry.
"Crimes of the Future" fantasiert im großen Stil davon, wohin die Evolution uns Menschen irgendwann womöglich bringen wird, und so taucht das Publikum in eine neue Welt ein, die auch ihre ganz eigenen neuen Fetische entwickelt – "Operieren ist der neue Sex", heißt es in einer Szene. Aber was ist es denn nun, das den Menschen im Innersten ausmacht? Diese Frage wird in "Crimes of the Future" ganz neu beantwortet. Nach dem Motto: Wenn man nur tief genug schneidet, findet man irgendwo vielleicht auch den Sinn.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH