Patrice Chéreaus Thriller nach einem Roman von James Hadley Chase bezieht einen Großteil seiner Spannung aus der Entwicklung seiner Heldin. Mystisch-feenhaft taucht sie aus dem Nebel auf. Aber ihr Erscheinen ist stets mit Tod verbunden. Chéreaus Inszenierung seiner schizophrenen Protagonistin, übrigens sein erster großer Kinofilm, lässt an Polanski denken, der in "Ekel" (1965) Catherine Deneuve als mordende Irre inszenierte. Chéreau geht jedoch weiter. Der Geisteszustand seiner Hauptfigur soll nicht Spannung und Suspense erzeugen, sondern die Frage nach Normalität aufwerfen. Normal im Sinne von gesund ist für ihn derjenige, der sich rigoros von Fremdzwängen befreit und nach Unabhängigkeit strebt; krank ist derjenige, der andere daran hindert, der anderen Fesseln umlegt und in ihrer Entfaltung einengt, indem er sich dazu der Kategorien von Normalität und Abweichung bedient. Chéreau kleidet diesen emanzipatorischen Gedanken in einen spannenden Thriller, der mit dem Paar Charlotte Rampling und Bruno Cremer hervorragend besetzt ist. Kameramann Pierre Lhomme erhielt für seine Arbeit 1976 den César ebenso wie Richard Peduzzi für das Szenenbild.