Kann man sich noch mal neu verlieben? Sanne (Marleen Lohse) sieht keine charmanten Seiten an Markus (Daniel Sträßer) mehr. Sie ist von ihm genervt.
Erec Brehmer hat mit "La Palma" eine durchaus ernste Beziehungskomödie inszeniert.

La Palma

KINOSTART: 04.06.2020 • Tragikomödie • D (2019) • 88 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
La Palma
Produktionsdatum
2019
Produktionsland
D
Filmstudio
Dreifilm, Hochschule für Fernsehen und Film München
Laufzeit
88 Minuten
Regie

Filmkritik

Beziehung, oh widerborstig Ding
von Claudia Nitsche

In einem Jahr, in dem vieles theoretisch ist, kann man in der wunderbar tiefgründigen Beziehungsanalyse "La Palma" erleben, wie gut ein Urlaub eine Beziehung retten kann. Also rein theoretisch ...

"La Palma" weckt Erinnerungen. Weniger an den letzten Kanaren-Urlaub als an Maren Ade. Denn bevor die Regisseurin mit "Toni Erdmann" ihren großen Erfolg feierte, hatte sie schon mit "Alle anderen" einen exzellenten Film präsentiert, der vor elf Jahren bei der Berlinale überzeugte und wie "Toni Erdmann" über Mund-zu-Mund-Propaganda funktionierte. Birgit Minichmayr und Lars Eidinger kämpften damals als Gitti und Chris auf Sardinien um ihre Beziehung. Die Namen der Beteiligten und die Insel haben sich geändert, aber auch hier reiben sich zwei auf. Mag sein, dass sie sich einmal liebten oder zumindest verliebt waren, aber jetzt ist das Verhältnis von Sanne (Marleen Lohse) und Markus (Daniel Sträßer) sehr abgekühlt oder gar am Ende. Gebeutelt vom kaputten Wir, beschließt man einen gemeinsamen Urlaub. Eine Idee, die immer aus der Verzweiflung geboren und naheliegend ist. Heraus kommt ein Jetztzeit-Drama, das nichts auslässt.

Er ist aber auch ein Honk. Markus ist auf den alten Kanarenklassiker hereingefallen und hat La Palma und Las Palmas bei der Buchung verwechselt. Sanne rollt mit den Augen, würde am liebsten auf dem Absatz umkehren, denn natürlich haben sie auf La Palma kein Hotel. Mit der nächtlichen Eroberung eines leer stehenden Ferienhauses verwandelt sich Markus in den charmanten Draufgänger Pablo. Er ist nun Spanier und lernt diese attraktive Rothaarige kennen. Auch das findet Sanne zunächst nicht witzig. Da Markus – und mit ihm Daniel Sträßer – diese neue Rolle jedoch sehr überzeugend spielt, knickt seine Freundin in ihrem Widerstand irgendwann lachend ein und ist mit von der Partie. Wer weiß, vielleicht kann sie sich in diesen wagemutigen und verrückten "Spanier" ja neu verlieben? Als Pablo und Alba erleben sie lustige, aufregende und peinliche Dinge.

Der noch unbekannte Regisseur Erec Brehmer hat sich viel Mühe mit dem Drehbuch gegeben, man merkt, dass er die Frage nach der Beziehungsunfähigkeit stellen will und dass er wahrscheinlich keine endgültigen Antworten bieten wird. In seinem Kinodebüt durchforstet er die dunklen Ecken der Zweisamkeit, verweilt gefühlt immer lächelnd bei den besonders gemeinen Seiten und lässt trotz viel Charme und Lust auf Komödie tief blicken. Er bündelt so viele Aspekte, dass er mit "La Palma" fast eine Beziehungsbibel erschafft.

Der Sprengstoff ist unendlich. Wenn sich die beiden "neu" kennenlernen, bietet es sich an, über den alten Partner – und das sind sie selbst – ordentlich zu lästern. Mit viel Fingerspitzengefühl macht sich der junge Regisseur an die Arbeit, um Ansatzpunkte zu liefern. Er hat so viele Gedanken zum Thema, und er setzt sie durchdacht um. Ankreiden kann man ihm die etwas konstruierte Ausgangslage, auf der falschen Insel anzukommen, aber das ist nach zehn Minuten vergessen.

Die Schwächen der Protagonisten werden ausgelotet, ohne darauf herumzuhacken, Humor kommt und geht, und immer wieder verfängt man sich im Alltag. Brehmer hatte Glück, dass sein tadelloses Drehbuch von zwei achtsamen, sehr interessanten Schauspielern umgesetzt wurde. Bei Maren Ade war das 2009 auch der Fall. Es wäre den Beteiligten zu wünschen, dass sich Geschichte wiederholt. Filme, die vom Scheitern erzählen, öffnen den Beteiligten oft die Tür zum Erfolg. Brehmer arbeitet immerhin bereits an einem neuen Projekt, Marleen Lohse ist mit vielen TV-Produktionen beschäftigt, und Sträßer, vom Typ Eidinger durchaus ähnlich, ist ohnehin schon Mitglied im Ensemble des Wiener Burgtheaters und seit Kurzem "Tatort"-Kommissar in Saarbrücken. Aber mehr geht ja immer.

 

Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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