Als "nicht verfilmbar" soll J. R. R. Tolkien seine eigenen literarischen Werke eingeschätzt haben. Aber da hat er die Rechnung bekanntlich ohne die Filmindustrie gemacht. Ralph Bakshis "Herr der Ringe"-Trickfilm von 1978, Peter Jacksons alles überstrahlende Trilogie aus den frühen 2000-ern sowie seine späteren "Hobbit"-Filme, dann die Blockbuster-Serienproduktion "Die Ringe der Macht" (seit 2022 bei Amazon Prime): Das sind neben diversen kleineren Produktionen nur die prominentesten Belege dafür, dass es bei entsprechendem Mut zur Anpassung doch geht. Und jetzt wird der Kreis der nennenswerten Tolkien-Verfilmungen noch etwas größer: In "Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim" trifft Mittelerde auf Manga-Ästhetik.
Orks und Anime – wie passt das zusammen? Viel besser, als man im ersten Moment vielleicht erwarten würde. Wohl auch deshalb, weil eine direkte Verbindung zwischen der zu Teilen japanischen Produktion "Die Schlacht der Rohirrim" und Peter Jacksons "Herr der Ringe"-Reihe besteht. So wurde dem Regisseur Kenji Kamiyama unter anderem die Produzentin Philippa Boyens zur Seite gestellt, die seinerzeit schon mit Jackson an der Kino-Trilogie arbeitete. Komponisten, Spezialeffekte-Künstler und Illustratoren von damals wurden ebenfalls hinzugezogen. Eine der Sprechrollen übernahm Miranda Otto, die wie schon vor über 20 Jahren die Éowyn gibt. Nicht zuletzt ist auch Peter Jackson selbst als ausführender Produzent im Hintergrund beteiligt.
"Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim" basiert nicht auf einem von Tolkiens zahlreichen Mittelerde-Sekundärwerken, greift aber diverse Figuren aus dieser umfangreichen Fantasiewelt auf. Die Geschichte, erarbeitet von einem mehrköpfigen Autorenteam, spielt etwa 200 Jahre vor der "Herr der Ringe"-Hauptreihe und fokussiert sich vor allem auf Helm Hammerhand (Originalstimme: Brian Cox), den neunten König von Rohan, sowie auf dessen Tochter Héra (Gaia Wise). Es ist auch hier wieder eine epische Mittelerde-Erzählung von einer Welt am Abgrund, bösen Mächten und großem Heldenmut. Die Dunländer, alte Feinde der Rohirrim, drängen auf Rohan – es droht Krieg ...
Viele Tolkien-Puristen, die zuletzt arg fremdelten mit der Amazon-Serie "Die Ringe der Macht", dürften sich bei "Die Schlacht der Rohirrim" trotz ungewohnter Optik eher wieder zuhause fühlen. Zuletzt war der Film sogar im erweiterten Kreis der Oscar-Kandidaten in der Kategorie "Bester animierter Spielfilm". Und wem das Ganze doch zu nischig ist: Aktuell laufen ja schon die Vorbereitungen für eine neue, von Peter Jackson produzierte Realverfilmung, die sich vor allem um "Herr der Ringe"-Kultfigur Gollum drehen soll. Regie führt Andy Serkis, der Kinostart wird für 2026 erwartet.