"Scarface" Tony Montana, der 1980 im Zuge einer Abschiebeaktion Castros zusammen mit 25000 anderen kriminellen Elementen aus Kuba nach Florida kommt, beginnt seinen Aufstieg zum Herrn über ein großes Kokain-Imperium als kleiner Nobody und obligatorischer Tellerwäscher. Er boxt sich als Leibwächter skrupellos nach oben, stellt eine lukrative Drogen-Connection nach Kolumbien her, killt seinen Boss Lopez, dem er zu mächtig geworden war und heiratet dessen Frau Elvira. Später tötet er aus Eifersucht auch seinen besten Freund und Partner Manny Ray, der heimlich Tonys geliebte Schwester Gina geheiratet hatte und wird schließlich auf dem Höhepunkt der Macht in seiner Luxusvilla von der Killer-Armee einer konkurrierenden Gang beseitigt ...
1932 drehte Howard Hawks mit "Scarface" den Archetyp des Gangsterfilms: Dynamisch, voller Action, mit einer präzisen Milieuschilderung und trotz des gewalttätigen Ambientes nicht ohne Humor. Seinem Erzählmuster vom Aufstieg und Fall eines Gangsters zur Zeit der Prohibition sind bis heute nahezu alle Filme des Genres in mehr oder weniger originellen Variationen gefolgt. 50 Jahre später inszenierte Gangster-Spezialist Brian De Palma 1983 diesen Thriller mit einem überragenden Al Pacino in der Hauptrolle. Sieht man mal davon ab, dass der Film überaus brutal ist - die Handlung steigert sich zur Hochspannung. Angelegt als klassische Gangster-Biografie im modernen Gewand, verrät der Film einmal mehr Brian De Palmas Hang zu exzessiven, artifiziell choreographierten Gewalt- und Blutorgien. An die Stelle des Chicagoer Untergrund-Dschungels mit den Flüsterkneipen der Prohibition rückt die grellbunte Welt der Nobeldiscotheken mit den stampfenden Disco-Rhythmen Giorgio Moroders. John Alonzos üppige Breitwand-Fotografie, die beeindruckende Ausstattung von Ed Richardson und eine ambitionierte Farbdramaturgie verleihen dem Film morbiden Glanz.
Foto: ARD/Degeto